Skip to content

Free University of Bozen-Bolzano

Press releases

Der katalanische Separatismus. Emotionsgeschichtliche Perspektiven

Die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens und ihre Folgen stehen im Mittelpunkt eines Vortrages der bekannten Historikerin Birgit Aschmann am 22. April.

Der öffentlich zugängliche Vortrag findet im Rahmen der Vortragsreihe „Modellfall Südtirol? Regionalautonomien im europäischen Vergleich“ statt, die vom Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen im Sommersemester 2022 aus Anlass der 50. Wiederkehr des Inkrafttretens des Zweiten Autonomiestatuts (1972–2022) veranstaltet wird. Die Referentin Birgit Aschmann hält einen Lehrstuhl für Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts an der Humboldt-Universität Berlin. Sie ist eine der bekanntesten deutschen Emotionshistorikerinnen und gilt als eine der besten Kennerinnen der spanischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Im Jahr 2021 ist im Göttinger Wallstein Verlag ihr neues Buch zum Thema „Beziehungskrisen. Eine Emotionsgeschichte des katalanischen Separatismus“ erschienen, das die Autorin im Rahmen des Vortrages vorstellen wird.

 Im Oktober 2017 eskalierte bekanntlich die spanische Verfassungskrise mit der katalanischen Unabhängigkeitserklärung. Die Spannungen zwischen den katalanischen Separatisten und dem spanischen Zentralstaat waren über Jahre angewachsen, und plötzlich schien sogar ein militärischer Zusammenstoß nicht mehr ausgeschlossen. Wie konnte es in einem demokratischen Vorzeigestaat in Westeuropa so weit kommen?

Um die Konfliktdynamik zu verstehen, nimmt Birgit Aschmann die Entwicklungen seit dem 19. Jahrhundert in den Blick. Der Vortrag konzentriert sich dabei vor allem auf die Frage, welche Rolle die massive Emotionalisierung der Politik, insbesondere in den vergangenen Jahrzehnten, für die Eskalation des spanisch-katalanischen Konflikts gespielt hat. Auf diese Weise wird deutlich, welche Akteure und welche Ereignisse die Dynamik befeuert haben und warum sie seit 2010 zusehends eskalierte.

 Die katalanisch-spanischen Beziehungskrisen sind weit über die Iberische Halbinsel hinaus von Bedeutung: Sie warnen vor den Gefahren, so Birgit Aschmann eindrücklich, die auch in westeuropäischen Gesellschaften von einer massiven Polarisierung und Emotionalisierung ausgehen. Der Vortrag findet am Freitag, den 22. April 2022, um 17.30 Uhr, im Großen Saal des Kolpinghaus Bozen statt. Der Eintritt ist frei. Für den Zugang sind Green Pass (2G) und Maske notwendig.

 Zur Person:

Prof. Dr. Birgit Aschmann hat an der Universität Kiel Geschichte, Deutsch und Spanisch studiert und hat sich an derselben Universität mit der Arbeit „Preußens Ruhm und Deutschlands Ehre. Der nationale Ehrdiskurs im Vorfeld der preußisch-französischen Kriege im 19. Jahrhundert“ habilitiert. Seit 2011 ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie in den Jahren 2016/17 auch Geschäftsführende Direktorin des dortigen Instituts für Geschichtswissenschaften war. Sie ist u. a. Stellvertretende Vorsitzende der wissenschaftlichen Kommission der Kommission für Zeitgeschichte in Bonn und Mitglied des Beirats des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin. Sie forscht zu Fragen der politischen Kulturgeschichte, der Emotions-, Gender- und Nationalismusgeschichte, der spanischen Geschichte des 19. und 20. Jh. sowie zur Preußischen Geschichte.

(su)