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Free University of Bozen-Bolzano

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Profarms - das unibz-Startup

Nicht nur Absolvent*innen der unibz legen interessante Karrieren hin. Mit dem Unternehmen Profarms arbeiten aktuell drei Studierende der unibz im vielversprechenden Geschäftsfeld Microgreens.

 Seit 1. Oktober sind sie online verfügbar – die Bio-Microgreens des jungen Unternehmens Profarms. Im April dieses Jahres haben Ulrich Kager und Patrick Sanin die Profarms GmbH gegründet, ein Monat später wurden sie im Start-up Incubator des NOI Techpark aufgenommen. Im Juli haben schließlich haben sie ihr Vertical Farming System in St. Pauls offiziell in Betrieb genommen: in acht Growregalen zu je fünf Etagen wachsen dort in einem geschlossenen Raum unterschiedlichste Sorten von Microgreens - zu Deutsch Kresse. 800 Kisten Kresse pro Monat produzierte Profarms in den ersten drei Monaten; 2000 sollte die Anlage mittelfristig monatlich hergeben. Bislang arbeiteten sie über einen Großverteiler nur mit der Gastronomie zusammen, nun sollen über den Internetvertrieb auch private Haushalte dazukommen. 

Die Jungpflanzen aus unterschiedlichsten Gemüse- oder Kräutersorten werden später geerntet als Sprossen, haben einen intensiven Geschmack, sind nährstoffreich und so bunt und vielfältig, dass sie bereits seit Kagers ersten Experimenten vor zwei Jahren problemlos Abnehmer in der Gastronomie fanden. Generell können Microgreens zum Garnieren verschiedenster Speise wie Salate, Suppen und Sandwiches, für Smoothies und vieles mehr eingesetzt werden. Die Besonderheit ihres Anbaus: sie wachsen auf engem Raum unter komplett kontrollierten Bedingungen: Temperatur, Feuchtigkeit, Lichtstärke – alle Parameter, die für die Entwicklung der Pflänzchen notwendig sind, werden per Computer gesteuert, wie etwa auch die roten und blauen LED-Lampen, deren Licht das Sonnenlicht ersetzt. „Der Vorteil dieser Anbaumethode ist, dass man ideale Konditionen schaffen kann und so auch komplett auf Pflanzenschutz verzichten kann, weil es so gut wie nie Pilze oder Schädlinge gibt“, erklärt Ulrich Kager. Außerdem schone Vertical Farming landwirtschaftliche Anbauflächen und brauche 90% weniger Wasser als der Anbau im Freien, weil die Bewässerung über einen kontrollierten Kreislauf läuft, in dem das Wasser wieder verwendet werden kann. Auch bei der Verpackung der Bio-Pflänzchen achten die Jungunternehmer auf Nachhaltigkeit; statt in Plastik werden sie in Karton verpackt. Als Substrat verwenden sie unter anderem Wolle von Südtiroler Schafen.

Die Idee zum Anbau von Microgreens setzte dem Sohn von Wein-und Obstbauern in seinem ersten Studienjahr ein Studienkollege in den Kopf. Damals studiert Ulrich noch Agrarwissenschaften an der unibz; nach einem Jahr wechselte er in den Bachelorstudiengang in Wirtschaftswissenschaften und Betriebsführung. „Ich hatte schon die Landwirtschaftliche Oberschule in St. Michele besucht, und hatte das Gefühl, ich möchte doch noch in ein komplett neues Feld eintauchen“, erzählt er. In der Garage des elterlichen Hofs bastelt er am ersten Prototypen der Growregale. Bald schon klopft er bei den ersten Gastbetrieben an und findet Abnehmer für die Pflänzchen. Als er den Studenten Patrick Sanin kennenlernt, der an der unibz Industrie- und Maschineningenieurwesen studiert, gewinnt er zusätzliches technisches Know-how für sein Vorhaben.

Patrick entwickelt die Soft- und Hardware für die Mikrokontrollsteuerung. Über zahlreiche Sensoren überwachen die beiden Tüftler das Raumklima und messen, wie die Microgreens auf dessen Veränderungen reagieren. „Dieser Prozess geht bis heute immer weiter“, sagt Ulrich. Vor allem seit sie einen dritten Studenten der unibz als ihren ersten Angestellten mit an Bord haben: Andreas Montagner untersucht in seiner Bachelorarbeit für sein Studium der Agrarwissenschaften, wie der Anbau von drei Microgreen-Gemüsesorten gelingen kann, der Ulrich und Patrick bislang nicht gelang. Ein weiterer Vorteil seines Forschungsprojekts? Die Start-upper von Profarms können so auch in den Laboren ihrer Universität experimentieren.

Und wie sehr profitiert man als junger Unternehmer von den Inputs eines Studiums? „Viele Studieninhalte sind natürlich eher generell und theoretisch, doch wir lernen schon immer wieder etwas, das wir auch für den betrieblichen Alltag brauchen“, sagt Ulrich. Vor allem der Austausch mit Professorinnen und Professoren sei extrem hilfreich; allem voran mit Prof. Tanja Mimmo, die den Start-uppern schon bei mehreren Projekten - wie etwa dem Anbau auf Schafwolle - mit ihrem Wissen zur Seite gestanden ist. Für ein Studium sei eine Unternehmensgründung dagegen nicht wirklich förderlich, gesteht Ulrich offen ein. „Im vergangenen Studienjahr bin ich gerade einmal zu drei Prüfungen gekommen. Doch abschließen will ich mein Studium auf jeden Fall. Es wird eben etwas länger dauern.“

 

(su)