Tag der historischen Mehrsprachigkeit in Brixen
An mehreren Stationen konnten sie unterschiedliche Aspekte dieses Forschungszweigs der Sprachwissenschaften vertiefen und wurden vor allem darauf vorbereitet, selbst Feldforschung zu betreiben. Mit Interviews älterer Menschen in ganz Südtirol werden sich die Schüler:innen aktiv an der Erarbeitung eines Corpus der gesprochenen Sprache beteiligen, mit dem einer breiten Öffentlichkeit über die Plattform AlpiLinK Dialekte und Minderheitensprachen Norditaliens zugänglich gemacht werden.
Von Zimbrisch bis Okzitanisch
Wie klingen die unterschiedliche Tiroler Dialekte und wie hören sich Minderheitensprachen wie Zimbrisch, Fersentalerisch, Sauranisch, Plodarisch, Tischelwangerisch oder Walserdeutsch an? Welche Varietäten des Ladinischen, Friulanischen, Okzitanischen oder Frankoprovenzalischen gibt es und was macht den venetischen, trentinischen, lombardischen oder piemontesischen Dialekt aus? Eine solche sprachliche Entdeckungsreise ermöglicht das Projekt AlpiLinK (Alpine Sprachen im Kontakt), mit dem über eine Crowdsourcing-Plattform Audiodaten und Informationen zu den Dialekten und Minderheitensprachen des italienischen Alpenbogens gesammelt und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.
Am heutigen Dienstag wurde dafür am Campus Brixen ein Tag der historischen Mehrsprachigkeit organisiert, der Auftakt zum damit verbundenen Citizen Science Projekt Vinkiamo-Südtirol. Nach einer Pilotphase im Frühjahr startet mit einer halbtägigen interaktiven Veranstaltung für mehr als 170 Schüler:innen ein Kooperationsprojekt, das im Rahmen von AlpiLink eigens für Südtirol entwickelt wurde und die Ausbildung von jungen „Dialektforscher:innen“ vorsieht, die das Forschungsteam bei der Erhebung der Audiodaten unterstützen. „Die Idee für diese Kooperation mit den Schulen entstand, weil es nicht einfach ist, auch die ältere Generation zu erreichen, um Sprachdaten auf der Plattform zu hinterlassen und den dazugehörigen Fragebogen auszufüllen“, erklärt Professorin Birgit Alber. „Die Zusammenarbeit mit den Schulen ermöglicht es, junge Menschen als eine Art Mediator:innen einzubinden, die ältere Menschen in ihrem eigenen Umkreis dabei unterstützen, diese Aufgabe zu erfüllen.“
Die Linguistin und Dialektexpertin Birgit Alber von der unibz ist Koordinatorin der Südtiroler Erhebungen und hat diesen Weg der Feldforschung mit ihrem Team entwickelt, zu dem unter anderen Forschungsassistentin Ruth Videsott (Romanistische Sprachwissenschaft) gehört. Mit einem Vortrag führte die Professorin ihre jungen Gehilfinnen und Gehilfen am Campus Brixen der unibz in das Projekt und in diesen Bereich der linguistischen Forschung ein. Anschließend gab es für die Schüler:innen die Möglichkeit, sich an insgesamt 14 Ständen interaktiv mit dem Thema der sprachlichen Variation auseinanderzusetzen – vom Wortschatzmemory über Experimente mit KI und Dialekt bis hin zur Jukebox mit ladinischen Liedern oder Podcasts zu Minderheitensprachen.
In einem zweiten Schritt werden Projektmitarbeiter:innen die einzelnen Schulen besuchen und die Schüler:innen konkret in die Datenerhebung mithilfe der Plattform AlpiLinK einweisen. Es folgt die spannende Phase der Feldforschung, die die Schüler:innen dann in einem Bericht reflektieren. Da die beteiligten Schulen aus allen Teilen Südtirols kommen, kann das Forschungsteam dank dieser Unterstützung auch neue Ortschaften und Zielgruppen erreichen
Das Projekt VinKiamo Südtirol wird über das PRIN Projekt ‚German-Romance Language Contact in the Italian Alps: documentation, explanation, participation‘ und das PNRR-Projekt iNEST gefördert, in dem die Freie Universität Bozen spoke1 – Safety and quality of Life in mountain environments koordiniert. Wer seine eigenen Sprachdaten hinterlassen will, kann dies – auch ohne Unterstützung – unter https://alpilink.it/de/partecipa/ machen.
(su)