Skip to content

Freie Universität Bozen

Forschungsprojekte

Aktuelle Projekte

Abgeschlossene Projekte

ACTIVE_HIST: Persistence and Activated History: Evidence from Tyrolean WWI casualties

ACTIVE_HIST: Persistence and Activated History: Evidence from Tyrolean WWI casualties

– Oswald Überegger

Bei diesem Projekt handelt es sich um ein interdisziplinäres Projekt, das das Kompetenzzentrum (Prof. Oswald Überegger) gemeinsam mit dem Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bozen, Prof. Alexander Moradi (Principal investigator), durchführt. Es ist erfolgreich über eine interne Ausschreibung für interdisziplinäre Projekte der Universität Bozen eingeworben worden. Für das Projekt stehen rund 50.000 Euro zur Verfügung.

Die Verluste des Ersten Weltkriegs haben in den Tiroler Gemeinden großes Leid verursacht. Die Zahl der Vermissten und Invaliden belief sich auf etwa 5 Prozent der Bevölkerung. Von diesen Verlusten waren manche Gemeinden mehr, manche weniger betroffen. In dem Projekt geht es um die langfristigen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen, die durch die hohen menschlichen Verluste (Kriegstote, Verwundete und Invaliden) verursacht wurden und darum, inwiefern der Krieg als Schockerlebnis soziale Entwicklungen, Einstellungen und Haltungen veränderte. Methodisch lehnt sich das Projekt stark an die Historische Sozialwissenschaft und die quantifizierende Wirtschaftsgeschichte an und versucht vornehmlich serielle Quellen (Grundbuchsblätter, Superarbitrierungsakten) auszuwerten. Diese Form der quantitativen bzw. wirtschafts- und sozialstatistischen Analyse stellt ein Novum für die regionale Kriegsfolgenforschung dar.

AUTUNA: Zwischen Autonomie und Unabhängigkeit. Eine Emotionsgeschichte des Südtiroler Separatismus

AUTUNA: Zwischen Autonomie und Unabhängigkeit. Eine Emotionsgeschichte des Südtiroler Separatismus

– Oswald Überegger 

Regionale Separatismen und Unabhängigkeitsbewegungen waren in den Geschichtswissenschaften vor allem im Rahmen politik- bzw. diplomatiegeschichtlicher oder minderheitenhistorischer Perspektiven sowie auch im Kontext der modernen Nationalismusforschung ein Thema. Dementsprechend überwogen in der Forschung lange struktur-, organisations- und (eher konventionelle) politikgeschichtliche Zugänge. Im Vordergrund standen die Fragen nach den konkreten Interessen und Forderungen dieser Bewegungen, nach Strukturen, Inhalten und Diskursen des (vielfach auch gewalttätigen) separatistischen Protestes oder auch nach dem konkreten Erfolg bzw. Misserfolg der entsprechend artikulierten Anliegen. Ende der 1990er-Jahre rückten dann auch emotionszentrierte Ansätze in den Vordergrund, die hinsichtlich der Forschung über regionale Unabhängigkeitsbewegungen allerdings bis heute eher unterbelichtet blieben. Gerade in der Analyse der Verzahnung von Emotionen, visuellen Medien und politischem Aktivismus liegt ein großes Potential für die regionalgeschichtliche Protest- und Bewegungsforschung. Deshalb möchte sich dieses Projekt – am Beispiel Südtirols – vor allem auf die zentrale Rolle konzentrieren, die Emotionen im Denken und Handeln der verschiedenen Akteure (Gruppen, Interessensgemeinschaften und politische Parteien) sowie in der Wahrnehmung von Autonomieprojekten und separatistischen Bewegungen durch die Öffentlichkeit spielen.

Drei Fragestellungen bzw. Zugänge spielen dabei eine zentrale Rolle:

  1. Die Frage nach dem Wesen der Akteure bzw. Akteursgruppen, die den Separatismus als (politische bzw. gesellschaftliche) Bewegung oder Sympathisanten repräsentieren. Welche Rolle spielen Emotionen für die jeweilige Autonomie- bzw. Unabhängigkeitsbewegung als Protestbewegung selbst – etwa für die Mobilisierung der eigenen Anhänger bzw. die innere Vergemeinschaftung zur Schaffung einer emotional comunity (Barbara Rosenwein)? Welche kurz-, mittel- und langfristigen Faktoren befördern Dispositionen zugunsten des Separatismus und welche situativen Ereignisse gehen bei Gruppen und Individuen mit einer emotionalen Aufladung einher? Inwiefern führt diese Emotionalisierung wiederum zu einer Radikalisierung der separatistischen Initiativen und Projekte?
  2. Ein zweites Fragencluster bezieht sich auf einen Themenkomplex, den man als visuelle Protestkommunikation bezeichnen könnte. Es ist auffällig, dass sich die „emotionale Energie“ regionaler Autonomie- und Unabhängigkeitsbewegungen in ganz zentraler Weise – gerade auch in Südtirol – aus Formen der visuellen Protestkommunikation speist. Das heißt: Rituale, Symbole, Embleme und Bilder spielen eine zentrale Rolle für die Kommunikation des regionalen Protests. Zentral ist deshalb die Frage nach den Inhalten, Techniken und Medien der Emotionalisierung im Rahmen einer emotionszentrierten Analyse separatistischer Unternehmungen und ihrer Vorstellungswelten. Welche institutionellen (z. B. Sprachpolitik), diskursiven (z. B. Geschichtspolitik und erinnerungskulturelle Deutungen), performativen (z. B. Aufmärsche und Demos) und visuell-medialen (z. B. Pressekampagnen und PR-Formate) Mittel werden aufgeboten, um Stimmungen zu erzeugen bzw. zu provozieren und emotionale Gemeinschaften zu formen oder zu stabilisieren? Und wie ist die Bedeutung emotionaler Komponenten für bestimmte Eskalationen – gleichsam als ‚Momente des Separatismus‘ – einzuschätzen?
  3. Im Rahmen der engen Verzahnung von Emotionen und politischem Aktivismus stellt sich auch die Frage nach der Bedeutung und der Rolle der Medien. Welche Rolle spielen Medien aller Art (konventionelle und neue soziale Medien) für diese Form der regionalen Protestkommunikation? Inwiefern potenzieren Medien emotionalisierte visuelle Botschaften? Auf welche Weise nimmt diese Medialisierung Einfluss auf die gesellschaftliche Sichtbarkeit von regionalen Unabhängigkeitsbewegungen – etwa der Südtiroler Autonomie- bzw. Unabhängigkeitsbewegung im Ausland? Es geht also auch um den medial vermittelten Rezeptionskontext visuell artikulierter Protest-Emotionen und um die Frage der Bildwirkungen.

Projektmitarbeiterin: Dr. Magda Martini

HISTONA: Historisches Namensgut im öffentlichen Raum. Regional-, biografie- und erinnnerungskulturelle Forschungen zu Südtiroler Straßen-, Platz- und Gebäudenamen

HISTONA: Historisches Namensgut im öffentlichen Raum. Regional-, biografie- und erinnnerungskulturelle Forschungen zu Südtiroler Straßen-, Platz- und Gebäudenamen

– Oswald Überegger

 Gegenstand des Projektes HISTONA ist das historisch belastete Namensgut (Straßen-, Platz- und Gebäudebezeichnungen) in Südtirol. Es beschäftigt sich aus verschiedenen geschichtswissenschaftlichen Perspektiven mit dem Thema, wobei zwei Ziele im Vordergrund stehen:

  1. die auf bestehender Literatur und neuen Quellenrecherchen basierende Erarbeitung von wissenschaftlichen Kurzbiographien bzw. Kommentaren zu Namensgebungen im öffentlichen Raum (Straßennamen, Platz- und Gebäudenamen) mit besonderer Wertlegung auf Aspekte, die militaristische, faschistische (Nationalsozialismus/italienischer Faschismus), koloniale, rassistische und antisemitische biografische Dispositionen und Handlungen offenlegen. Dabei ist es notwendig, sich nicht nur auf Namensgebungsakte der Zeit vor 1945 zu konzentrieren, sondern – wie neueste Forschungserkenntnisse aus dem deutschsprachigen Raum zeigen –, insbesondere auch die Benennungsvorgänge aus den ersten Nachkriegsjahrzehnten, von den 1950er- bis in die 1980er Jahre, zu berücksichtigen. Selektion und Identifizierung der zu überprüfenden Namen erfolgen in enger Kooperation mit dem Südtiroler Gemeindenverband, der dem Projektteam entsprechende Listen mit Straßen-, Platz- und Gebäudebezeichnungen der Südtiroler Gemeinden zur Verfügung stellt. Auf der Basis dieser Listen erfolgt eine Erst- bzw. Vorselektion der zu überprüfenden Namen und Bezeichnungen; daran schließen sich die konkreten geschichtswissenschaftlichen Recherchen in den entsprechenden Archiven. Für Einzel-, Spezial- und Detailfragen sollen auch externe Expert*innen konsultiert werden.
  2. die Kontextualisierung der biographie- und regionalgeschichtlichen Spezialforschungen im Rahmen einer kultur- bzw. erinnerungshistorischen Perspektive. In diesem Zusammenhang geht es also auch um die zeithistorische Kontextualisierung von Namensgebungen bzw. Umbenennungen als Teil einer Vergangenheits- bzw. Memory-Politik, die aus multiperspektivischer Sicht beleuchtet und analysiert werden soll. Die Forschungen des Projektes beschränken sich deshalb nicht nur auf die Erarbeitung wissenschaftlicher Biografien und Kommentare zu einzelnen Benennungsfällen, sondern widmen sich aus einer breiteren alltags-, mentalitäts- und kulturhistorischen Perspektive insbesondere den konkreten Akteuren und den Inhalten der Debatten rund um Benennungsvorgänge.

Der umfassende Endbericht des Projektes soll eine Art Kompendium darstellen, das den politisch Verantwortlichen, insbesondere den Gemeinden Südtirols, zur Hilfestellung dienen soll.

Frauenbiographien und Straßennamen - Siglinde Clementi

Frauenbiographien und Straßennamen

– Siglinde Clementi

Dieses Forschungsprojekt wurde von der Grünen Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa angeregt, von Landeshauptmann Arno Kompatscher aufgegriffen und über die Landespolitik an uns herangetragen. Es geht um die Erstellung eines Vademecums zu Frauennamen und Frauenbiografien für PolitikerInnen in den Gemeinden als Entscheidungshilfe bei der Benennung von Straßen und Plätzen. Das politische Ziel des Projektes ist die Erhöhung der Anzahl von Straßen und Plätzen, die nach einer weiblichen Persönlichkeit benannt sind. Wissenschaftlich wurde das Projekt ausgeweitet und soll sich nicht nur auf eine Erhebung bzw. Auflistung entsprechender Frauennamen beschränken, sondern auch bisher unbekannte Frauen vor allem auf Gemeindeebene ans Tageslicht führen, und deren Biografien erarbeiten.

Diese doppelte Strategie – Erhebung von Frauennamen und Biografieren – soll auf drei Ebenen erfolgen:

  • Auf einer allgemeinen Ebene werden Frauennamen benannt werden, die sich für Südtirols Gemeinden als Straßennamen eignen.
  • In einem zweiten Teil werden bereits bekannte Südtiroler Frauenpersönlichkeiten benannt, die sich für Straßennamen eignen.
  • Auf einer dritten Ebenen soll in den größeren Gemeinden Frauenpersönlichkeiten ausgemacht werden und deren Biographie recherchiert werden.

Auf allen drei Ebenen wird das Vademecum sowohl die Namen der Frauen als auch deren Biografie enthalten.
Das Projekt wird durch interne Mittel der Freien Universität Bozen finanziert und wird Anfang des Jahres 2023 abgeschlossen.

Projektmitarbeiterin: Dr. Franziska Cont

„Die Macht des Eigentums. Vermögensarrangements, Geschlechterbeziehungen und Verwandtschaft im Tiroler Adel 1500 bis 1700“

Die Macht des Eigentums. Vermögensarrangements, Geschlechterbeziehungen und Verwandtschaft im Tiroler Adel 1500 bis 1700

– Siglinde Clementi

Das Projekt geht dem komplexen Zusammenhang zwischen Vermögensarrangements in frühneuzeitlichen adeligen Familien und den verwandtschaftlichen Beziehungskonstellationen und Emotionen nach. Intergenerationale und geschlechtsspezifische Interaktionen interessieren in diesem Zusammenhang besonders. Das Ehegüterrecht und das Erbrecht stehen in einem spezifischen Zusammenhang und als Rechtsnormen in einem Spannungsverhältnis zur sozialen Praxis. Die besondere Herausforderung des Projektes liegt darin, diese komplexen Zusammenhänge für das Tiroler Territorium zu rekonstruieren, mit seiner herrschaftlichen Zersplitterung und als Übergangsraum zwischen dem deutschen und italienischen Kultur- und Rechtsraum.

Anhand ausgewählter adeliger Familien Tirols wird dem adeligen Ehegüterrecht und der Praxis des Ehegüteraustauschs im Spannungsfeld von Norm und Praxis und in seinen vielfältigen Verwicklungen mit dem Erbrecht und der Erbpraxis nachgegangen. Das adelige Ehegüterrecht sah laut Tiroler Landesordnung im Gegenzug zum Erhalt der Mitgift den Erbverzicht der Töchter vor. Tatsächlich war diese Norm aber von schwieriger Anwendung, weil die Rechtsnorm nur für den Adel vorgesehen war und darüber hinaus nicht eindeutig ausgestaltet war. Zudem lief sie dem ansonsten gültigen Prinzip der Erbteilung unter allen Kindern zuwider. Auch in Bezug auf das Ehegattenerbrecht und die Witwenabsicherung können erhebliche Spannungsverhältnisse zwischen Rechtsnorm und Rechtspraxis beobachtet werden, die nur durch eine genaue Untersuchung der Eheverträge, von Testamenten und Witwenabfertigungen nachvollzogen werden können und im Laufe der Frühen Neuzeit einem erheblichen Wandel unterzogen waren.

Solche und weitere Fragen zum adeligen familiären Vermögensaustausch und den daraus ableitbaren Geschlechter- und Verwandtschaftsbeziehungen werden anhand von Eheverträgen, Testamenten, Erbverzichtserklärungen, Erbverträgen, Quittungen zum ausbezahlten Heiratsgut, zum mütterlichen Erbe und Verträge zur Witwenabfertigung von 1500 bis 1700 aufgearbeitet. Um sämtliche Facetten des familiären Güteraustauschs und der daraus ableitbaren Verwandtschaftsbeziehungen in den Blick zu bekommen, wird in diesem Projekt ein mikrohistorischer Zugang mit vergleichender Regionalgeschichte, Wirtschafts- und Geschlechtergeschichte verbunden.

‚Naturally‘ relating to land. Mountain farming in the Alps – an ethnographic study

‚Naturally‘ relating to land. Mountain farming in the Alps – an ethnographic study

– Siglinde Clementi

Das Projekt “‚Naturally‘ relating to land. Mountain farming in the Alps – an ethnographic study” beschäftigt sich mit Personen, die in abgelegenen und strukturschwachen Gegenden Südtirols leben. Jüngste Daten zu Abwanderung von Hochgebirgsbauern haben für Alarmstimmung unter den politisch Verantwortlichen für Landwirtschaft und Umwelt gesorgt. Ein genauerer Blick zeigt, dass unterschiedliche Täler auf verschiedene Weise von der Abwanderung betroffen sind und dass entsprechende Migrationsströme von den Höhenlagen in tiefere Gegenden bereits seit der Antike nachgezeichnet werden können. Hochgebirgsbauern durchleben trotz ihres Randdaseins tiefgehende Transformationsprozesse. Die Beziehung von Bauern und Bäuerinnen zu ihrer nichtmenschlichem Umwelt erscheint als Austauschprozess der sowohl den Bauernhof, Haustiere, Weideland, Wald als auch ungenutztes Land, Wildtiere und eine spirituelle Dimension miteinschließt. Die Hauptforschungsfrage zielt auf die Erfassung dieser Beziehung unter Rückgriff auf neue ethnografische Zugänge wie die Interspezies-Ethnographie (interspecies ethnography) eine Teildisziplin der Kulturanthropologie. Dabei wird die Beziehung zwischen Menschen und ihrer nichtmenschlichen Umwelt als kontinuierliche Austauschprozess gedacht, die auf eine weitgefasste Soziabilität verweist. Die ethnographisch-historische Erfassung der Beziehung zwischen Menschen und ihrer unmittelbaren Umwelt bringt uns dem Verständnis der gegenwärtigen Veränderungen im Bereich der alpinen Landwirtschaft näher. Diesen Fragen wird im Projekt anhand von langzeitlicher ethnographischer Forschung in zwei unterschiedlichen Tälern (Vinschgau und Pustertal) nachgegangen, wobei diese Forschung durch eine Quellenrecherche zu den einzelnen Bauernhöfen und Besitzstrukturen in den entsprechenden Archiven flankiert wird.

Das Projekt wurde beim Internen Forschungsfonds der Freien Universität Bozen 2018 von Elisabeth Tauber als Principal Investigator, Stephanie Risse und Siglinde Clementi als Co-Investigatoren eingereicht und genehmigt.

Mobilität und Politik der sozialen Kontrolle in einer Grenzregion. Vagabunden, ‚Dörcher‘, ‚Zigeuner‘ in Tirol in den letzten Jahrzehnten des 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts

Mobilität und Politik der sozialen Kontrolle in einer Grenzregion. Vagabunden, ‚Dörcher‘, ‚Zigeuner‘ in Tirol in den letzten Jahrzehnten des 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts

– Francesca Brunet

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Tirol intensiver als in den Jahrzehnten zuvor ein von Mobilität geprägter Raum, sowohl in binnen- als auch transregionaler Hinsicht. ArbeiterInnen, SaisonmigrantInnen, fahrende HändlerInnen, wandernde Musikanten, Deserteure und Obdachlose zog kontinuierlich durch Tirol, bewegten sich entweder innerhalb des Landes oder zogen über die Grenzen hinaus in andere Länder der Monarchie, in die Schweiz, nach Deutschland und ins Königreich Italien.
Innerhalb dieser sehr heterogenen mobilen Masse, die durch den drastischen Wandel der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse angeheizt wurde, gab es Menschen, die der polizeilichen Kontrolle und den Regulierungsversuchen besonders ausgesetzt waren – Individuen also, deren bloße Existenz für die Regionalverwaltung immer deutlicher zu einem Problem der öffentlichen Sicherheit wurde: Menschen, die ohne Unterhalt, ohne Wohnung oder Wohnsitz waren und die im Allgemeinen als Vagabunden, Landstreicher, „Dörcher“, Arbeitsscheue oder Bettler bezeichnet wurden. Zu ihnen zählten auch die als „Zigeuner“ identifizierten Einzelpersonen und Familien, die in diesen Jahrzehnten einer immer repressiveren Sondergesetzgebung unterworfen wurden. Zwar wurde das Vagabundieren bereits während der Frühneuzeit und des Vormärz kontrolliert und bestraft, doch erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kam es auch in Tirol, wie in ganz Europa, zu einer deutlichen Verschärfung der repressiven Maßnahmen: zu Zwangstransporten („Schub“), Inhaftierungen, Deportationen in Arbeitshäuser, die allesamt zur Eindämmung des so genannten „Vagabundenunwesens“ beitragen sollten. Die laufenden Forschungen zielen daher gegenwärtig darauf ab, die wichtigsten Aspekte dieser „abweichenden Mobilität“ zu untersuchen, die sich in normative und rechtliche, in kommunikative und lexikalische, in diplomatische und institutionelle sowie in soziale und mikrohistorische Komponenten unterscheiden lassen.

Giovanni a Prato (1812-1883). Briefe, Reden und Schriften

Giovanni a Prato (1812-1883). Briefe, Reden und Schriften

– Francesca Brunet

Das Forschungs- und Publikationsprojekt (Accademia degli Agiati, Società di Studi Trentini, gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte und der Fondazione Museo Storico del Trentino) wird von Francesca Brunet und Michele Toss (Fondazione Museo Storico del Trentino) durchgeführt und koordiniert. Das Projekt zielt darauf ab, die Figur des Abtes Giovanni a Prato zu beleuchten, der ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine zentrale Rolle in der Politik, der Kultur und im Journalismus des Trentino – und nicht nur des Trentino – spielte. 1848–1849 war Prato Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung und des Wiener und Kremsierer Reichstags, später des österreichischen Reichsrats, wo er in den Reihen der Linksliberalen aktiv war und für die Verwaltungs- und Landtagsautonomie des italienischen Tirols und für die Trennung von Staat und Kirche eintrat. Prato war weiters Gründer verschiedener Zeitungen und Mitarbeiter vieler anderer italienischsprachiger Periodika, darüber hinaus Lehrer, Mäzen, Übersetzer: ein „Zwischenmensch“ (wie ihn Claus Gatterer nannte), d. h. Vermittler zwischen den politischen und kulturellen Welten des italienischen und deutschen Sprachraums. Trotz dieses speziellen Profils gibt es relativ wenige Forschungen über Prato und sie sind meist älteren Datums. Insbesondere fehlt noch eine aktuelle und philologisch fundierte Edition, die seine sowohl qualitativ als auch quantitativ wichtige journalistische, briefliche und politische Produktion berücksichtigt. Ziel des Projekts ist daher die Publikation einer kommentierten Auswahl von Schriften und Reden, die in drei Bände unterteilt ist: 1) Briefe; 2) journalistische und kulturelle Schriften; 3) politische und andere Reden.

Milan and Ticino (1796-1848). Shaping the Spatiality of a European Capital

Milan and Ticino (1796-1848). Shaping the Spatiality of a European Capital

– Francesca Brunet

Das vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Projekt (SNF-Sinergia CRSII5_177286) wurde im Jahr 2018 gestartet und untersucht die Entwicklung Mailands und des Tessins in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch eine internationale Kooperation und einen interdisziplinären Ansatz. Die Erforschung der physischen Veränderungen der Stadt und der diesbezüglichen architektonischen Projekte beruht auf das Zusammenwirken verschiedener Aspekte, die zur besonderen städtischen Raumgestaltung beigetragen haben: rechtliche Veränderungen, kulturpolitische Strategien und öffentliche Meinung. Es handelt sich um eine Fallstudie, die es erlauben soll, ein komplexes Hybridisierungsmodell zu konstruieren, um die räumlichen Transformationen wie auch die kulturellen und rechtlichen Veränderungen (und die sich dagegen formierenden Widerstände) zu untersuchen. Das Projekt orientiert sich am “Spatial Turn” und beruht auf der Grundannahme, dass Räumlichkeit als physische und kulturelle Realität verstanden werden muss, die durch Herrschaftsverhältnisse und gesellschaftliche Auseinandersetzungen gestaltet wird.

ProjektleiterInnen: Letizia Tedeschi (Università della Svizzera Italiana). Michele Luminati (Universität Luzern), Maurizio Viroli (Università della Svizzera Italiana), Jean-Philippe Garric (Université Paris 1- Panthéon Sorbonne)
Francesca Brunet ist Mitglied des Projektteams.

SPAZIDENTITA’. Spazialità materiale e immateriale dell’italianità dalla Repubblica Cisalpina al Fascismo: territori, città, architetture, musei

SPAZIDENTITA’. Spazialità materiale e immateriale dell’italianità dalla Repubblica Cisalpina al Fascismo: territori, città, architetture, musei

– Francesca Brunet

Ziel des Projekts ist es, eine Plattform zu schaffen, die die Forschungsarbeiten von Politik-, Rechts-, Kultur-, Architektur- und KunsthistorikerInnen zusammenführt, die sich aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Ansätzen mit der fortschreitenden Behauptung eines materiellen und immateriellen Raums einer italienischen nationalen Identität über einen langen Zeitraum hinweg beschäftigen – von der Geburt der Cisalpinische Republik bis zum Untergang des Faschismus.
Im Jahr 2021 hat das Projekt eine Ausschreibung der École française de Rome („projets de Recherche 2022-2026 en partenariat“) gewonnen und wurde im Januar 2022 gestartet.

ProjektleiterInnen: Letizia Tedeschi (Università della Svizzera italiana), Catherine Brice (Université Paris-Est Créteil), Miriam Failla (Università degli Studi di Torino), Adrian Almoguera (École française de Rome).
Francesca Brunet ist Mitglied des Projektteams.

Abgeschlossene Projekte

Briefe als Quelle für adelige Verwandtschaftsbeziehungen in der Frühen Neuzeit. Ein Erhebungs- und Transkriptionsprojekt - Siglinde Clementi

Briefe als Quelle für adelige Verwandtschaftsbeziehungen in der Frühen Neuzeit. Ein Erhebungs- und Transkriptionsprojekt - Siglinde Clementi

– Siglinde Clementi 

Das Forschungsprojekt versteht sich als Zusatzprojekt zum umfassenden Forschungsprojekt „Die Macht des Eigentums.Vermögensarrangements, Geschlechterbeziehungen und Verwandtschaft im Tiroler Adel (1500-1700)“ und soll dieses um den Quellentypus „Privatbriefe“ bereichern. „Privatbriefe“ sind als Medien der Kommunikation und aufgrund ihrer Multifunktionalität einschlägige Quellen zur Rekonstruktion von Familienund Verwandtschaftsbeziehungen insbesondere auch in adeligen Kontexten der Frühen Neuzeit. Als erster konkretisierender Schritt wurde eine im umfassenderen Forschungsprojekt berücksichtigte Familie, die Wolkenstein-Trostburg, ausgewählt.

Im Projekt soll zunächst die Briefkommunikation der Familienmitglieder der Wolkenstein-Trostburg über vier Generationen erhoben werden. Für die anschließende Transkription werden die Briefe mit „privatem“ Charakter identifiziert. Diese „Privatbriefe“ werden sorgfältig transkribiert und von jedem Brief wird ein Regest angefertigt.
Es handelt sich um ein RTD-Forschungsprojekt 2020.

Normen und Praktiken zur Kontrolle ‚abweichender‘ Mobilität in Tirol in den Quellen der österreichischen Archive, 1850-1914

Normen und Praktiken zur Kontrolle ‚abweichender‘ Mobilität in Tirol in den Quellen der österreichischen Archive, 1850-1914

– Francesca Brunet

Das Projekt versteht sich als Ergänzung des Hauptforschungsprojekts „Mobilität und Politik der sozialen Kontrolle in einer Grenzregion. Vagabunden, ‚Dörcher‘, ‚Zigeuner‘ in Tirol in den letzten Jahrzehnten des 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts“ und zielte darauf ab, neue Quellen zum Thema zu erschließen. Unter der Leitung der Koordinatorin des Hauptprojekts wurden Regierungs-, Verwaltungs- und Polizeiquellen zur Landstreicherei und ihrer Bekämpfung im Kaiserreich Österreich im Allgemeinen und in Tirol im Besonderen ermittelt. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf eine Reihe von Beständen im Österreichischen Staatsarchiv in Wien (Allgemeines Verwaltungsarchiv und Haus- Hof- und Staatsarchiv) gelegt.

Das Projekt wurde von der Freien Universität Bozen durch die Ausschreibung „RTD-Projekte 2021“ finanziert. Die Arbeiten wurden im November 2021 begonnen und Ende August 2022 abgeschlossen.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Alessandro Livio.

Militärische Normübertretungen und soldatische Gewalt im transnationalen und interregionalen Vergleich (1914–1922)

Militärische Normübertretungen und soldatische Gewalt im transnationalen und interregionalen Vergleich (1914–1922)

– Oswald Überegger

Kriegsgewalt und die von ihr ausgehende völkerrechtswidrige Eskalation der Gewalt erscheinen letztlich nur dann begreifbar, wenn das industrialisierte Schlachtfeld als Ort der militärischen Konfrontation nicht ausschließlich als dinglicher oder – spezifischer – als militärgeographisch-physikalischer Raum, sondern – um es mit Kurt Lewin auszudrücken – als „psychologischer Lebensraum“ (Kurt Lewin) in einem breiteren kulturgeographischen Sinne begriffen wird. In diesem Kontext geht es um die ‚Binnenräume‘ des Schlachtfeldes, um die zeitspezifischen Rhythmen der in diesen Räumen stattgehabten militärischen Konfrontationen als gewaltsame soziale Praxis und um den raum- und zeitspezifisch konstituierten soldatischen Referenzrahmen, der Orientierung vorgab. Das Projekt möchte sich mit der (Gewalt-)Dynamik konkreter Kampfhandlungen und Konfrontationssituationen auseinandersetzen. Welche Kräftefelder, Verständigungsmuster und situativen Charakteristiken – gilt es diesbezüglich zu fragen – waren dafür ausschlaggebend, dass gerade die im Rahmen operativer Offensiven häufig zu gewärtigenden militärischen Vorwärtspaniken die Kriegsführung vielerorts und in frequenter Weise aus dem Ruder laufen ließen. Dem gruppenspezifischen Referenzrahmen kam eine entscheidende Orientierungsfunktion für die soziale (Gewalt-)Praxis der Soldaten zu – auch und besonders in jenen uns heute als Grenzüberschreitung erscheinenden Situationen, in denen sich soldatische Gewalt in völkerrechtswidrige Verbrechen übersetzte. Er etablierte eine sich von Friedensstandards in eklatanter Weise unterscheidende Moral. Neuere historische Studien, die sich an einer zunehmend interdisziplinär ausgerichteten Gewaltgeschichte orientieren, haben zuletzt herausgearbeitet, dass eine Reihe von situations- und erfahrungsimmanenten Faktoren in besonderer Weise auf die stattgehabte Eskalation von Gewalt einwirkten – möglicher Weise in weitaus stärkerem Maße als Befehle, Feindbilder und Ideologien. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die 1914 stattgehabte militärische Eskalation an den Fronten des Ersten Weltkrieges regional vergleichend zu untersuchen und Gemeinsamkeiten wie Unterschiede in der Gangart der verschiedenen Armeen herausarbeiten.

„Im Schatten des Krieges. Geschichte Tirols 1918–1920“

„Im Schatten des Krieges. Geschichte Tirols 1918–1920“

– Oswald Überegger

Bei der Publikation handelt es sich um eine Überblicksdarstellung der Geschichte Tirols vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Annexion Südtirols durch Italien im Jahr 1920. Das Erscheinen der Arbeit, die auf der vorhandenen Forschungsliteratur und neuer Archivquellen basiert, wird für Herbst 2019 ins Auge gefasst. Die Tatsache, dass sich im September 2019 der Abschluss des Vertrages von St. Germain zum hundertsten Mal jährt, verleiht dem Thema in Tirol und ganz Österreich eine hohe Aufmerksamkeit. Die Abgabe des Manuskriptes ist für Juni 2019 geplant.

Die Publikation vermittelt zum einen die politischen und militärischen Schlüsselereignisse dieser Umbruchsphase. Die nationale Polarisierung der Tiroler Politik gegen Ende des Krieges und die politischen und militärischen Ereignisse auf dem Weg hin zum Waffenstillstand von Villa Giusti am 3. November 1918 stehen genauso im Mittelpunkt wie die Umwälzungen in der Tiroler Parteienlandschaft, die Debatten über die Tiroler Frage auf der Pariser Friedenskonferenz und die verschiedenen politischen und militärischen Positionierungen mit Blick auf die finale Integration Südtirols in den italienischen Staat durch die Annexion.

Zum anderen geht es um die bisher in Forschung und Geschichtsvermittlung stark vernachlässigten sozioökonomischen, gesellschaftlichen und lebensweltlichen Entwicklungen dieser Umbruchszeit. Von einer erfahrungsgeschichtlichen Perspektive ausgehend, sollen die Umbruchsjahre insbesondere mit Blick auf ihre Bedeutung für soziale Zäsuren, Umwälzungen und Veränderungsprozesse in den Blick genommen werden.

In räumlicher Hinsicht versucht die Studie die Entwicklung in den ehemaligen Landesteilen des historischen Tirol vergleichs- und verflechtungshistorisch darzustellen. Das Buch vermittelt einen transnationalen bzw. transregionalen Blick auf die Geschichte dieser Umbruchszeit. Die regionale Dimension wird im Kontext der bilateralen (Italien, Österreich) sowie internationalen Entwicklung der ersten Nachkriegsjahre dargestellt. In Tirol spiegeln sich die internationalen Entwicklungen und globalen Prozesse des Nachkrieges dabei gleichsam wie im Brennglas.

„‘Man hört, man spricht‘: Informal Communication and Information ‚From Below‘ in Nazi Europe”

„‘Man hört, man spricht‘: Informal Communication and Information ‚From Below‘ in Nazi Europe”

– Oswald Überegger

Das Projekt „‘Man hört, man spricht‘: Informal Communication and Information ‚From Below‘ in Nazi Europe“ wurde Ende 2018 als Leibniz Junior Research Group (Projektleiterin: Dr. Caroline Mezger, Institut für Zeitgeschichte, München) für den Zeitraum von fünf Jahren genehmigt. Das Projekt widmet sich der Frage der Interaktion von offiziellen Informationen ‚von oben‘ und inoffizieller Informationsverbreitung ‚von unten‘ und erforscht die Rolle der Verbreitung von Gerüchten aus einer kulturwissenschaftlichen und -geschichtlichen Perspektive. Es umfasst drei Dissertationsprojekte und ein Habilitationsprojekt zu verschiedenen Aspekten der informellen Kommunikation im ‚Dritten Reich‘ und in den besetzten Gebieten. Die Dissertationsprojekte behandeln Fallbeispiele aus dem ‚Altreich‘ sowie dem besetzten Polen und Frankreich. Das Habilitationsprojekt (“Rumor and Displacement: A History of Forced Migration under the Third Reich (1938-1948)”) beschäftigt sich mit der Bedeutung des Gerüchts in drei konkreten Fallbeispielen: der ‚Option‘ in Südtirol, der Deportation der jüdischen Bevölkerung Wiens und der ‚Vertreibung‘ der Donauschwaben in der Vojvodina.

Das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte (Oswald Überegger) fungiert als Kooperationspartner des am Institut für Zeitgeschichte in München durchgeführten Forschungsprojektes. 

“HISTOREGIO”

“HISTOREGIO”

– Oswald Überegger

Historegio ist ein von den drei EUREGIO-Universitäten (Bozen, Innsbruck, Trento) und der EVTZ Tirol-Südtirol-Trentino gemeinschaftlich betriebenes regionalgeschichtliches Forschungs- und Vermittlungsprojekt. Es setzt sich zum Ziel, die regionalgeschichtliche Forschung der drei Universitäten aufzuwerten und auf eine kooperative Grundlage zu stellen. Als eine Art mehrsprachiges und grenzüberschreitendes universitäres Modellprojekt trägt das Projekt dazu bei, die universitäre regionalgeschichtliche Forschung im EUREGIO-Raum zu intensivieren, spezialisieren und im mehrsprachigen und grenzüberschreitenden Kontext besser zu vernetzen.

Im Rahmen von Historegio werden mehrere Forschungsprojekte durchgeführt, die spezifische Forschungsfelder bzw. inhaltliche Desiderata der einzelnen EUREGIO-Universitäten (Bozen, Innsbruck, Trento) repräsentieren. Die wissenschaftliche Begleitung der Projekte obliegt den Vertretern der EUREGIOUniversitäten im wissenschaftlichen Beirat des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen (Universität Innsbruck: Prof. Brigitte Mazohl, Università degli Studi di Trento: Prof. Andrea Leonardi) bzw. dem Direktor des Kompetenzzentrums Dr. Oswald Überegger (Freie Universität Bozen).

Neben der wissenschaftlichen Grundlagenforschung wird auf die Kommunikation der Forschungsergebnisse nach außen, vor allem im Rahmen von an den Universitäten und anderen Bildungs- und Kulturstätten stattfindenden gemeinsamen Veranstaltungen, besonderer Wert gelegt. Parallel zur Intensivierung der Forschung im mehrsprachigen und interuniversitären Kontext tragen die Veranstaltungen des Forschungsbereichs insbesondere auch dazu bei, die regionalgeschichtliche Forschung im Alpenraum stärker zu vernetzen und Initiativen im Bereich der Geschichtsvermittlung für historisch interessierte Bevölkerungsschichten zu setzen. Im Rahmen der Projektarbeit ist jährlich eine ganze Reihe von wissenschaftlichen und Vermittlungsinitiativen geplant. Die Forschungsergebnisse sollen nicht nur in wissenschaftlichen Fachpublikationen veröffentlicht, sondern auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Zudem soll der interkulturelle Wissenstransfer durch die Übersetzung regionalgeschichtlicher Publikationen in die jeweils andere Sprache (Deutsch/Italienisch) verstärkt werden und auch auf diese Weise die Bevölkerung in der Region stärker für die gemeinsame Geschichte sensibilisiert werden.

Forschungsprojekt des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte im Rahmen von HISTOREGIO: „Italien, Südtirol und der Pariser Frieden 1919: Politische Positionen, diplomatische Strategien und gesellschaftliche Diskurse“. Projektmitarbeiterin: Dr. Magda Martini 

 

Österreich, Italien und die Südtirolfrage. Eine transnationale Beziehungsgeschichte

Österreich, Italien und die Südtirolfrage. Eine transnationale Beziehungsgeschichte

– Karlo Ruzicic-Kessler

Ziel des Projektes ist die Aufarbeitung der transnationalen Verbindungen zwischen Italien und Österreich vor dem Hintergrund der Südtirolfrage während des Kalten Krieges. Mit dem vorliegenden Projekt gelangen die Beziehungen zwischen politischen Parteien gleichartiger Ausrichtung in den Fokus. Konkret soll die Bedeutung Südtirols in den Beziehungen zwischen Rom und Wien außerhalb des bilateralen diplomatischen Parketts analysiert und so neue Einblicke auf Strategien handelnder Akteure/politischer Parteien für Südtirol, im Prozess der Lösung des Konfliktes, ermöglicht werden.

Die Betrachtung der politischen Fraktionen christdemokratischer, sozialistischer/ sozialdemokratischer und kommunistischer Ausrichtung ermöglicht es, auch hinter die Kulissen des politischen Prozesses zu blicken, Interdependenzen zu erörtern und schließlich auch festzustellen, wie verschiedenartig Vertreter politischer Strömungen die Situation in und um Südtirol beurteilten. Damit ergibt sich ein komplexes Bild, das aufzeigt, dass die Frage von Südtirol eine zentrale Rolle in politischen Analysen und Strategien aller beteiligten Parteien während des Kalten Krieges spielte. Somit war auch für alle handelnden Akteure die Frage der Entwicklung Südtirols, seiner sozioökonomischen Situation und die Frage nach Strategien zur Lösung verschiedener sozialer, wirtschaftlicher und struktureller Probleme ein wichtiges Anliegen.

Die Parteien entwickelten im Laufe des Kalten Krieges verschiedene Strategien, um die Gunst der Wähler an der Urne zu erlangen aber auch, um konkrete Probleme zu lösen. Da es sich hierbei in vielen Fällen um Ideen handelt, die es nicht auf die offizielle staatliche Ebene geschafft haben, bleiben sie bis heute verborgen. Dabei zeigen gerade strategische Studien und Analysen sowie der Versuch, diese im Diskurs und in der Provinz zu etablieren, welche Bedeutung dieser innen- und außenpolitischen Auseinandersetzung beigemessen wurde. Der Untersuchungszeitraum umfasst die Periode ab der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages im Mai 1955. Erst zu diesem Zeitpunkt war es der jungen Zweiten Republik möglich, sich aktiver um die Südtirolfrage zu bemühen, was auch den Handlungsspielraum der politischen Parteien deutlich steigerte. Endpunkt soll die Implementierung des „Pakets“ für Südtirol 1992 sein. Die Studie wird hierbei auf Höhepunkte in der Frage eingehen („Bombenjahre“, Kommission der 19, erstes und zweites „Paket“, fehlende Implementierung, Lösung 1992) und entlang dieser, aber nicht ausschließlich, sich auf die transnationale Dimension konzentrieren.

Der Soziale Wohnbau in Tirol und Südtirol 1945–1980

Der Soziale Wohnbau in Tirol und Südtirol 1945–1980

– Joachim Gatterer

Das Projekt soll zur Stärkung der wirtschafts- und sozialhistorischen Forschung innerhalb der regionalen Zeitgeschichte beitragen. Eine breit angelegte Analyse des Sozialen Wohnbaus eignet sich hierfür, weil sich am Alltag des Wohnens die wirtschaftlichen und sozialen Dynamiken der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beispielhaft untersuchen lassen. Die Fokussierung auf das österreichische Bundesland Tirol und die Autonome Provinz Bozen/Südtirol eröffnet dabei die Möglichkeit zur vergleichenden Betrachtung, wobei auch nationalstaatliche Einflüsse aus Italien und Österreich berücksichtigt werden. Gleichzeitig lassen sich aufgrund des nachbarschaftlichen Verhältnisses der beiden Regionen auch grenzüberschreitende Verflechtungen analysieren. Die konkrete Forschungsarbeit geht von der Annahme aus, dass soziale Wohnbaumaßnahmen wesentlich von Bevölkerungszunahmen unterschiedlichster Art (Geburtenüberschüsse, Binnenmigration und Zuwanderung) angestoßen werden, weshalb in einem ersten Schritt die entsprechenden Bevölkerungsentwicklungen in Tirol und Südtirol sowie ihre Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt bzw. die öffentliche Debatte zur Wohnungsfrage aufbereitet werden. Daran schließt eine Analyse der konkreten Wohnbauprogramme an, die von Staat und Region in Tirol und Südtirol initiiert und umgesetzt wurden. Neben der Darstellung ihres quantitativen Umfangs und ihrer Einbettung in die allgemeine Siedlungsplanung soll insbesondere eruiert werden, welche (ethnischen) Bevölkerungsgruppen mit welchen Wohnbauprogrammen gezielt gefördert wurden, wie erfolgreich die verschiedenen Wohnbauprogramme im Erreichen ihrer selbstgesteckten Ziele waren und welche sozialen und politischen Konflikte im Zuge der Umsetzung sozialer Wohnbaumaßnahmen entstanden sind. In einem dritten Schritt wird die Veränderung des Wohnalltags in sozialen Wohnbausiedlungen untersucht, wobei vor allem die Arbeiten prägender Architekten aus Österreich und Italien betrachtet werden, die in Tirol und Südtirol zur Umsetzung gelangten (von Othmar Barth, Josef Lackner, Armando Ronca u. a.). Neben dieser Schaffung architektonischer Rahmenbedingungen für das gemeinschaftliche Zusammenleben wird die Veränderung des Wohnalltags vor dem Hintergrund der sich entwickelnden Konsumgesellschaft betrachtet, die auch in Tirol und Südtirol zu einer vielfältigen Veränderung der traditionellen (ländlichen) Haushaltsführung, der innerfamiliären Rollenverteilung, insbesondere zu einer Festlegung der Wohnung als „Ort des Nicht-Arbeitens“ führte. In Summe soll das Forschungsprojekt somit aufzeigen, wie sich im Zeitraum 1945 bis 1980 aus dem ursprünglichen Bedürfnis nach neuem Wohnraum konkrete Lösungsansätze für dieses Problem entwickelten und wie ihre Umsetzung die regionalen Gesellschaften in Tirol und Südtirol positiv wie negativ prägten.

Körper, Selbst und Melancholie. Die Selbstzeugnisse des Landadeligen Osvaldo Ercole Trapp (1634-1710)

Körper, Selbst und Melancholie. Die Selbstzeugnisse des Landadeligen Osvaldo Ercole Trapp (1634-1710)

– Siglinde Clementi

Das Buch „Körper, Selbst und Melancholie. Die Selbstzeugnisse des Landadeligen Osvaldo Ercole Trapp (1634-1710)“ ist im November 2017 im Böhlau-Verlag, Köln als Band 26 der Reihe „Selbstzeugnisse der Neuzeit“ erschienen. Forschungsprojekt und Buch befassen sich mit frühneuzeitlichen Körper- und Selbstkonzepten ausgehend von den drei Selbstzeugnissen, die der entmündigte Melancholiker und Landadelige Osvaldo Ercole Trapp (1634–1710) hinterlassen hat: eine Körperbeschreibung von Kopf bis Fuß, autobiographische Schriften und eine kurze Chronik des Hauses Trapp-Caldonazzo.

Die Arbeit nähert sich dem komplexen Thema, der Frage nach dem frühneuzeitlichen Selbst und dem historischen Körper, anhand einer Verschränkung von konsequenter Kontextualisierung und Historisierung von Selbstdeutung und Lebensgeschichte in drei Schritten: Erstens über eine Textanalyse der drei Selbstzeugnisse. Dabei geht es um die spezifischen Schreibweise des Osvaldo Ercole Trapp als Melancholiker, die Relevanzproduktion, den autobiographischen Pakt, um Selbstdeutung, Beziehungskonzepte, Strategien und Schreibabsichten des Autors.

In einem zweiten Schritt wird die Familien- und Lebensgeschichte im Kontext der Tiroler Adelsgeschichte rekonstruiert: Dabei werden insbesondere familienhistorisch bedeutsame Fragen im Detail erörtert, so die Vermögenssituation und die diesbezüglichen innerfamiliären Arrangements und Konflikte inklusive eines Konkurses des Hauses, die Vormundschaftsfrage nach dem Tod von Osvaldo Ercoles Vater und die Entmündigung Osvaldo Ercoles 1669. Der dritte Schritt besteht in einer Rekonstruktion von Kontexten und Diskursen, die in den Selbstzeugnissen einen prominenten Platz einnehmen – die adelige Männlichkeit, die Konzepte Familie, Haus und Linie, Zeugungstheorien und Erziehungsmethoden, Körperkonzepte.

Methodisch vereint die Arbeit Textanalyse, eine stark geschlechtergeschichtlich perspektivierte Historische Anthropologie und Mikrogeschichte sowie Körpergeschichte als Erfahrungs- und Diskursgeschichte. Über diesen Zugang leistet sie einen originellen Beitrag zur frühneuzeitlichen Selbstzeugnisforschung, zur Sozialgeschichte des Tiroler Adels und des frühneuzeitlichen Adels generell und zur Erfahrungs- und Diskursgeschichte des Körpers.

Die langen 1970er Jahre in Südtirol in geschlechtergeschichtlicher Perspektive: Ein Projekt zur Erfassung relevanter Quellenbestände

Die langen 1970er Jahre in Südtirol in geschlechtergeschichtlicher Perspektive: Ein Projekt zur Erfassung relevanter Quellenbestände

– Siglinde Clementi

Das Quellenerhebungsprojekt „Die langen 1970er Jahre in Südtirol in geschlechtergeschichtlicher Perspektive: Ein Projekt zur Erfassung relevanter Quellenbestände“ wurde als RTD-Projekt 2017 an der Freien Universität Bozen eingereicht und genehmigt. Es wurde im Laufe des Jahres 2018 mittels einer 8-monatigen Beauftragung von Giovanna Tamassia durchgeführt. Hauptziel des Projektes war die quellenmäßige Erfassung der Haltung von einzelnen ProtagonistInnen aus verschiedenen sozialen Zusammenhängen zu den zentralen Forderungen der Zweiten Frauenbewegung, zur Scheidung und der Reform des Familienrechtes, zu Sexualaufklärung und Empfängnisverhütung, Frauen/Familienberatung, Schwangerschaftsunterbrechung, Gewalt gegen Frauen, Frauenbildung und geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Es wurden jene Quellenbestände systematisch erhoben, die in Südtirol für das Thema besonders relevant sind: Archiv des AIED, Archiv Andreina Emeri, Archiv Maria Luisa Bassi, Archiv Frauen für Frieden, Archiv Südtiroler Volkspartei, Archiv der Grünen Partei, Archiv Karl Mitterdorfer, Archiv Elisabeth Baumgartner, Archiv Günther Pallaver, Protokolle des Südtiroler Landtags, Archiv der Südtiroler Hochschülerschaft. Die einzelnen Archive wurden grundlegend beschrieben, ihr Entstehungszusammenhang und die institutionelle Bedeutung im Fall von Institutionen und die Kurzbiografie im Fall von Einzelpersonen, und im Anschluss daran wurde die Relevanz des Archives für die Thematik skizziert und einzelne relevante Quellenbestände angeführt. Im Bereich der Printmedien wurden der „Skolast“, die „Südtiroler Volkszeitung“, „Profil“ und „Arbeit und Gemeinschaft“ einer näheren Analyse unterzogen. Ein 70-seitiger Projektbericht liegt vor.

Rechtsräume und Geschlechterordnungen als soziale Prozesse – transregional. Vereinbaren und Verfügen in städtischen und ländlichen Kontexten Südtirols vom 15. bis zum frühen 19. Jahrhundert

Rechtsräume und Geschlechterordnungen als soziale Prozesse – transregional. Vereinbaren und Verfügen in städtischen und ländlichen Kontexten Südtirols vom 15. bis zum frühen 19. Jahrhundert

– Siglinde Clementi

Das Forschungsprojekt „Rechtsräume und Geschlechterordnungen als soziale Prozesse – transregional. Vereinbaren und Verfügen in städtischen und ländlichen Kontexten Südtirols vom 15. bis zum frühen 19. Jahrhundert“ wurde vom Südtiroler Forschungsfonds finanziert und von 2013 bis 2015 durchgeführt (Projektträger: Universität Innsbruck, Geschichte und Region / Storia e regione, Südtiroler Landesarchiv). Es ging um Vermögenstransfers im rechtlichen Übergangsraum des südlichen Tirols in der Frühen Neuzeit, um eheliche Güterregime, Erbrecht und Erbpraxis in Verbindung mit der Frage von Verwandtschaft als sozialer Raum, der über Kommunikation und Interaktion und vielfach über Konkurrenz und Konflikt hergestellt wird. Vermögenstransfers und -arrangements wurden hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen, generationalen und geschlechtsspezifischen Implikationen analysiert.

Zur rechtlichen Praxis im Spätmittelalter wurden Eheverträge, Sicherstellungen und Testamente aus verstreuten Urkundenbeständen herrschaftlichen, städtischer, kirchlicher und privater Provenienz, sowie einschlägige Eintragungen in Notariatsimbreviaturen, die die Stadt Meran und ihr ländlichen Umfeld bestreffen, erhoben und analysiert. Des weiteren wurden die vermögensrelevanten Dokumente des ländlichen Gerichts Sonnenburg und des städtischen Gerichts Brixen für das 16. Jahrhundert in den entsprechenden Verfachbüchern erhoben und mittels einer Datenbank erfasst. Zudem wurden Quererfassungen von Quellenmaterial für kürzere Zeitabschnitte für mehrere Gerichte (Kastelruth, Kaltern, Neumarkt) vom 16. Jahrhundert mit dem Einsetzen der Verfachbücher bis zum 18. Jahrhundert erhoben. Diese Vorgangsweise hatte den Zweck, vermögensrelevante Dokumente in einer räumlichen und zeitlichen sowohl sozio-politischen, sozio-ökonomische und rechtlichen Streuung auszuwerten, um Vergleichsperspektiven der getroffenen Vermögensarrangements wie der Rechtspraxis auf breitere Basis zu ermöglichen. Besonders ertragreich war der epochenübergreifende Zugang und die dadurch ermöglichte Vergleichsperspektive.

Erste Ergebnisse wurden in mehreren Aufsätzen der Mitglieder des Projektund des Leitungsteams publiziert, ein umfassender Projektabschlussband ist in Planung. Ein weiteres Ergebnis des Projektes stellt der Tagungsband „Stipulating – Litigating – Mediating. Negotiations of Gender and Property“ dar, der im Laufe des Jahres 2019 im Verlag Brill erscheinen wird.

Projektteam: Margareth Lanzinger, Janine Maegraith, Christian Hagen

Leitungsteam: Margareth Lanzinger, Siglinde Clementi, Ellinor Forster 16

Unerwünschte Fremde oder gefährliche Italiener. Sinti und Roma während des Faschismus von 1922–1943 in den nordöstlichen Grenzregionen. Der Fall Südtirol und Trentino

Unerwünschte Fremde oder gefährliche Italiener. Sinti und Roma während des Faschismus von 1922–1943 in den nordöstlichen Grenzregionen. Der Fall Südtirol und Trentino

– Siglinde Clementi

Das Forschungsprojekt „Unerwünschte Fremde oder gefährliche Italiener. Sinti und Roma während des Faschismus von 1922–1943 in den nordöstlichen Grenzregionen. Der Fall Südtirol und Trentino“ wurde vom internen Forschungsfonds der Freien Universität Bozen 2015 finanziert und hatte eine Laufzeit von 18 Monaten. Die Sozialanthropologin Paola Trevisan hat das Projekt im Rahmen einer Post-Doc-Stelle durchgeführt und im Archivio Centrale dello Stato, im Staatsarchiv Bozen, im Archivio di Stato di Trento, di Trieste, di Gorizia und Udine und im Holocaust Memorial Museum in Washington zum Thema geforscht. Zudem hat sie ethnografische Forschung zum Thema bei den Sinti in Südtirol und im Trentino betrieben. Die systematische Verschränkung von historischer Forschung nach den Lebensbedingungen und der Verfolgung von Sinti und Roma während des Faschismus und ethnologischer Feldforschung zur Erinnerung von einzelnen Südtiroler und Trentiner Sinti und Roma war zielführend. Die aus dem Archivmaterialen (Bürgerlisten, Bürgeraufnahmen, Polizeiakten, Gerichtsakten) stammenden Informationen wurden mit den Sintiund Roma-Vertretern diskutiert und mit der Familienerinnerung abgeglichen. Auf diese Weise konnten mehrere Phasen der zigeunerfeindlichen Politik des Regimes ausgemacht und familiäre Netzwerke der Sinti und der Roma rekonstruiert werden, wobei es im Wesentlichen um die Frage der Zugehörigkeit und des Bürgerrechts/ Staatsbürgerschaft, um Praktiken der Verfolgung sowie des Widerstandes und um Überlebensstrategien ging.

Principal investigator war die Sozialanthropologin Elisabeth Tauber, außerdem im Leitungsteam: Siglinde Clementi, Andrea Di Michele und Dorothy Zinn.

Die “Eroberung des Bodens”. Die italienische Siedlungspolitik in Südtirol zwischen Faschismus und Republik (italienische Projektbeschreibung)

Die “Eroberung des Bodens”. Die italienische Siedlungspolitik in Südtirol zwischen Faschismus und Republik (italienische Projektbeschreibung)

– Andrea Di Michele

A tutt’oggi non esiste alcuno studio dedicato alle politiche italiane di colonizzazione dell’Alto Adige che, muovendo dai parziali e timidi interventi tra anni Venti e primi anni Trenta, abbia concentrato l’attenzione sul periodo cruciale 1939-43 e sulle sue eredità nel dopoguerra. Il presente progetto di ricerca si propone di colmare tale lacuna muovendo dalla disponibilità di nuove fonti archivistiche. Al centro della ricerca vi è il ruolo dell’Ente nazionale per le Tre Venezie (ENTV), attraverso le cui vicende è possibile ricostruire l’intera parabola dell’intervento fascista. Precursore dell’ENTV è un’istituzione agraria nata ancor prima dell’avvento del fascismo, l’Ente Rinascita Agraria (ERA) fondato nel 1921. Si trattava di un ufficio nato con finalità di razionalizzazione dell’attività produttiva nelle campagne venete, il cui ruolo era però destinato a espandersi e a mutare radicalmente nel corso degli anni Trenta. Il regio decreto legge 7 gennaio 1937, n. 82 ampliava i poteri di esproprio dell’ERA, mentre altri provvedimenti ne indirizzavano l’attività specificatamente nelle aree di confine, trasformandolo poco a poco in un possibile strumento attraverso cui intensificare l’opera di penetrazione nazionale nelle valli dell’Alto Adige. Ma la svolta decisiva arrivò con le opzioni e con la legge 27 novembre 1939, n. 1780 che cambiò la denominazione dell’ERA in Ente nazionale per le Tre Venezie (ENTV), assegnandogli il delicatissimo e impegnativo compito di prendere in consegna i beni immobili degli optanti per poi rivenderli attraverso aste o trattative private. Nel giro di un biennio l’ENTV entrò in possesso di una considerevole quantità di beni, tra cui masi e terreni agricoli, ma anche case, appartamenti, alberghi, esercizi commerciali e studi professionali. La ricerca mira a comprendere quale uso fu fatto di tali beni, quanti ne vennero ceduti, a chi, in quali forme, sulla base di quali condizioni. Interessante sarà verificare se vennero approntati coerenti piani di trasferimento, individuando determinate aree geografiche di provenienza dei coloni. La ricerca intende condurre l’analisi anche oltre il 1945, analizzando la politica dell’ENTV, che rimarrà in vita fino agli Settanta, nella fase immediatamente successiva alla seconda guerra mondiale, quando era ancora in possesso di numerosi beni immobili frutto delle opzioni. Andrà verificato se da parte delle autorità italiane si proseguì nell’intendere l’Ente quale strumento consapevole di sostegno all’italianità in una zona di confine particolarmente difficile.

La Grande Guerra degli Italiani d’Austria

La Grande Guerra degli Italiani d’Austria

– Andrea Di Michele

Se per l’Italia la prima guerra mondiale ha inizio solo col maggio 1915, per le popolazioni di lingua italiana dell’Austria-Ungheria il conflitto inizia già nel luglio 1914. Gli italiani del Trentino e del Litorale Adriatico hanno vissuto una guerra diversa da quella degli italiani del Regno: altri scenari, altri fronti, altri nemici, altra cronologia. Ma anche un’altra memoria della guerra combattuta dalla «parte sbagliata», dal lato degli sconfitti. Una memoria che non cessa di riemergere e anche di essere utilizzata e strumentalizzata a fini politico-identitari. Il progetto di ricerca mira alla redazione di un testo rivolto a un pubblico ampio di carattere nazionale che narri le vicende dei soldati trentini e triestini combattenti per Vienna, muovendo dalla constatazione che al di fuori dei territori direttamente interessati, tali vicende sono assai poco note. Si affronterà la questione dell’impiego militare dei soldati italiani, del loro trattamento, dell’esperienza di prigionia, del difficile ritorno in una patria che nel frattempo aveva cambiato bandiera, della memoria di quell’esperienza, a lungo emarginata e messa sotto silenzio ma poi rivalutata e indagata dalla migliore storiografia regionale e, recentemente, utilizzata strumentalmente nello sforzo di rafforzare le peculiari identità territoriali. La ricerca si avvarrà della ricca bibliografia esistente sia per Trento che per Trieste, ma si concentrerà in maniera particolare sulle fonti istituzionali di parte austriaca per ricostruire lo sguardo e l’azione dell’Austria-Ungheria nei confronti dei militari italiani, così come recentemente è stato compiuto per altre minoranze dell’Impero.

Joseph von Giovanelli: Eine Biographie des Vormärzes

Joseph von Giovanelli: Eine Biographie des Vormärzes

– Florian Huber

Will man sich mit der politischen Geschichte Tirols des 19. Jahrhunderts beschäftigen, so kommt man kaum an der Person Joseph von Giovanellis (1784– 1845) vorbei. Wie kein anderer seiner Zeitgenossen verkörpert er den Tiroler Vormärz, am Anfang der politischen Leitdifferenz zwischen Konservativ und Liberal stand in Tirol zweifelsfrei er. Giovanelli entstammteeinem eng mit der ständischen Landesverwaltung verbundenem Adelsgeschlecht,agitierte gegen die bayerische Verwaltung Tirols, war am Aufstand von 1809 maßgeblich beteiligt, Sprachrohr und Kopf der Bozener handelspolitischen Partikularinteressen, Mitglied des ständischen Kongresses und Vordenker wie auch Umsetzer einer rekatholisierten Gesellschaft. Er pflegte intensive Kontakte in Tirol, war in politische und ultramontane Netzwerke zwischen Norditalien, München, Wien und Frankreich eingebunden. Seine Biographie erlaubt unterschiedliche Lesarten, die den Tiroler Vormärz, der nach wie vor zu den Stiefkindern der Tiroler Regionalgeschichte gehört, auf mehreren Ebenen neu zu beleuchten vermögen. Zunächst ist ein historiographisches Paradox zu seiner Person festzuhalten: Man wird kaum einen Text der Landesgeschichte Tirols finden, die das Werk des im 19. Jahrhundert höchst umstrittenen, heute weitgehend vergessenen Bozener Adeligen nicht würdigte. Eine eingehende Untersuchung zu seiner Person sucht man jedoch vergeblich. Somit trifft Giovanelli das Schicksal vieler seiner konservativen Zeitgenossen: Sieht man von einigen wichtigen Ausnahmen ab, fällt die biographische Vorliebe der Historiographie vor allem auf liberale Politiker des 19. Jahrhunderts. Dies gilt insbesondere auch für die deutschsprachige und italienischsprachige Geschichtsschreibung Tirols.

„Kontextualisierte Biographie“ als regionalgeschichtliches Methode Eine Biographie Joseph von Giovanellis will sich keinen „biographischen Illusionen“ (P. Bourdieu) hingeben und nachträglich kontingente Ereignisse und Handlungen in einen kohärenten Sinnzusammenhang stellen. Angesichts seines komplexen, von vorderhand widersprüchlichen Kategorienpaaren wie Tradition und Innovation, Reaktion und Fortschrittlichkeit geprägten Lebenslaufes wäre dies auch nicht möglich. Vielmehr soll versuchtwerden, jüngere Methoden der historischen Biographik für die Regionalgeschichte nutzbar zu machen. Mit anderen Worten: Das Erkenntnisinteresse fällt in erster Linie nicht auf den Lebenslauf Giovanellis, sondern auf seine Lebenswelt, Selbst-und Fremddeutungen, Handlungs-und Kommunikationsmöglichkeiten, kurzum: Giovanelli soll als eine möglicheGestalt zwischen 1780 und 1850 beschrieben werden. Das Projekt folgt einem multiperspektivischen Ansatz, wonach Giovanellis Leben aus unterschiedlichen Blickpunktenbeleuchtet werden soll, die nach sozialen Systemen gegliedert sind: Individuum –Familie/Stand –Stadt –Land –Transnationale/Überregionale ultramontane Netzwerke Es wird hier also eine multiperspektivische Beobachtung, eine „kontextualisierte Biographie“ angestrebt, die politik-, religions-, adels-, und bürgertumsgeschichtliche Aspekte vereinen will. Im Vordergrund stehen also die sozialen Netzwerke und Codierungen, in denen Giovanelli eingebunden war und wie er diese beobachtete. Der regionalhistorische Ertrag ist ein mehrfacher: Zunächst soll das überstrapazierte Konzept der „Sattelzeit“ relativiert werden und Giovanelli nicht als Figur des Übergangs, sondern als Vertreter eines Zeitabschnittes gedeutet werden, der als „Laboratorium der Moderne“ (E.Frie) bezeichnet wurde und von ganz eigenen Erfahrungswelten und Handlungsspielräumen, politischen Kommunikationsmöglichkeiten unter den Bedingungen der neoabsolutistischen Zensur, Vergangenheitsdeutungen und Zukunftserwartungen geprägt war. Das „Laboratorium der Moderne“ am Beispiel Joseph von Giovanellis zu untersuchen ließe die Genealogie der tirolischen Verlustgeschichte des 19. Jahrhunderts aber auch jene des katholischen Konservativismus, die beide über das 19. Jahrhundert hinaus wirkmächtig blieben,nachvollziehbar werden.Schließlich verspricht der multiperspektivische Ansatz, die Geburt des „modernen“, funktional differenzierten Tirols nachzuzeichnen: War Giovanellis Handlungshorizont bis in die 1820 deutlich ständisch geprägt und seine gesellschaftlichen Bezugspunkte die Familie, die Stadt und ein ständisch geordnetes Tirol, so suchte er in den letzten zwanzig Lebensjahren dem sozialen System der Religion gesellschaftliche Freiräume und Kommunikationskanäle zu schaffen, die keine ständischen Grenzen mehr kannten. Giovanellis Handlungsrahmen war nun ein einheitliches, „katholisches“ Tirol, das er gegen Wien, den Protestantismus und zuweilen auch gegen Italien abgrenzte.

Grenzkatholizismen: Religion, Raum und Nation in Tirol 1840-1870

Grenzkatholizismen: Religion, Raum und Nation in Tirol 1840-1870

– Florian Huber

Am Beginn dieses Dissertationsprojektes stand die Frage, wie und weshalb im habsburgischen Kronland Tirol im Laufe des 19. Jahrhunderts unterschiedliche Formen von Religion, genauer: von Katholizismus, formuliert wurden. Zeitweise war nichts weniger definiert und stärker umstritten, als das Proprium des Katholischen: Katholisch sein, katholisch glauben und katholisch handeln wurde nach markant voneinander abweichenden Maßstäben bemessen. Der Trientner Fürstbischof Benedikt (Benedetto) von Riccabona (1807–1879) etwa sah sich 1861 gezwungen, seiner aus deutsch-und italienischsprachigen Katholiken bestehenden „Herde“ zwei nicht nur sprachlich, sondern vor allem inhaltlich stark voneinander abweichende Antrittshirtenbriefe zu erlassen. Hatten seine deutschsprachigen Diözesanen andere religiöse Bedürfnisse und setzten sie andere Erwartungen an ihn, als ihre italienischsprachigen Glaubensgenossen? Die Vermutung liegt nahe, dass, wenn zusätzlichesprachliche, nationale, räumliche oder politischeKomponenten in unterschiedlicher Konfiguration hinzutraten, binnenkatholische Grenzen gezogen wurden. Das habsburgische Kronland Tirol erscheint geradezu als religiöses Laboratorium, trafen hier doch Deutschland, Österreich und Italien zusammen, wie es Thomas Götz trefflich formulierte. Die Arbeit untersucht also, wie sich hier zwischen 1840 und 1880 unterschiedliche Formen öffentlicher Katholizität ausbildeten, wie sich selbst und ihre Umwelt beschrieben, wie sie ihre Grenzen zu Nation und Raum, aber auchzumpolitischen System zogen. Zentral sind auch die Medien religiöser Kommunikation, es machteeinen entscheidenden Unterschied, ob diese face-to-faceüber Predigten oder überpersonal über Zeitungenverlief.Die Geschichte, die die das Projekt schreiben will, ist also eine Beobachtungs-und Mediengeschichte, eine Geschichte des Katholischen, das an Grenzen angesiedelt war und selbst neue Grenzen erzeugte.

Theoretische Zugriffe
Das theoretischer Rückgrat bilden Bausteine der Systemtheorie Niklas Luhmanns, vor allem der Religionsbegriff wurde ihr entnommen: Religion existiert demnachgesellschaftlichausschließlich als Kommunikation und ist erst als solche beobachtbar;religiöse Kommunikation grenzt sich von anderen Kommunikationsformen durch spezifische Codierungen ab.2DieserZugriff ist in mehrfacher Hinsicht günstig: Er gibt einerseits ein bestimmtes Arbeits-und Quellendesignvor, ist aber andererseitsergebnisoffen gedacht, was teleologische Argumentationenverhindert.3Beobachtungen, Selbstbeschreibungen und Semantiken des Katholischen verweisen auf Kommunikationsmedien. Im systemtheoretischen Kommunikationsbegriffsind Medien in Form der Mitteilungschon mitgedacht: Ob Kommunikation zu Stande kommthängt wesentlich von den Medien–der Mitteilung –ab.4Religiöse Medien sind somit nicht nur die Quellengrundlagefür das Projekt, sondern auch dessen Untersuchungsgegenstand.

Regionalhistorischer Beitrag
Trotz einiger Vorarbeitengilt es mehrere Forschungslücken als solche erkenntlich zu machen und zumindest teilweise zu füllen. Zunächst soll ein erhebliches regionalgeschichtliches Desiderat behoben werden und eine Beziehungsgeschichte der Katholizismen nördlich und südlich des Brenners, ungeachtet staatlicher oder sprachlicher Grenzen, geschrieben werden. Zweitens erlaubt gerade die tirolische Sprachgrenze italienischund deutschsprachige katholische Kulturen miteinander in Beziehung zu setzen. Während in den letzten Jahren derartige grenzübergreifende und grenzreflektierendeVergleiche vornehmlich in osteuropäischen Grenzräumen durchgeführt wurden, sind religionshistorische Beziehungsgeschichtenzwischen Deutschland, ÖsterreichundItalien bislang kaum anvisiert worden.5Auch „Raum“ als Kommunikation ordnendes Element wurde von religionshistorischen Arbeiten bislang nur unzureichend wahrgenommen, ebenso wie transnationale Perspektiven erst in den letzten Jahrenangestrebt werden.6

Quellen
Die Arbeit steht vor derHerausforderung, ganz unterschiedliche Quellenlagen und Quellentypen handhaben zu müssen. Prinzipiell ist jede Form religiöser Kommunikation von Interesse: Handschriftliche und gedruckte Predigten, religiöse Vorträge an der Roveretaner Accademia degli Agiati, Hirtenbriefe und bischöfliche Instruktionen an den Klerus, religiös-politische Broschüren und Flugblätter, vor allem aber religiöse Zeitschriften und Zeitungen. Wichtig sind aber auch religiöse Massenveranstaltungen, die den öffentlichen Raum selbst alsMedium religiöser Kommunikation nutzten. Der Großteil der aufgelisteten Quellen ist an öffentlichen Bibliotheken in München, Innsbruck, Bozen, Trient, Rovereto und Mailand problemlos zugänglich. Ergänzt wird dieser Quellenkorpus durch Akten kirchlicher Archive in Brixen,Trentound St. Pölten, sowie der staatlichen Verwaltung im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck.

Struktur und Gliederung
Die Struktur der Arbeit verbindet inhaltliche und chronologische Gesichtspunkte. IhreGliederung in drei Zeitabschnitte(1830-1848, 1850-1866, 1867-1875) soll ersichtlich machen, wie sich ála longuedie öffentlichen Formen des Religiösen, aber auch Raum-und Geschlechtervorstellungen und generell der Einfluss von Medien auf religiöse Kommunikation entwickelten. Innerhalb dieser Blöcke sollen thematische Detailbeobachtungen einen multiperspektivischen Zugriff erlauben. Der Leitfaden, an welchem sichdieseorientieren, ist von den zentralen thematischen Feldern vorgegeben: DieBeziehungender Grenzkatholizismenzueinander, zu nationalen und räumlichen Semantiken, ihr Beitrag zurpolitischenKommunikation und der Ausbildung von Geschlechterbildern.

1 TirolerStimmen, Nr. 88, 20.07 1861; Messaggiere Tirolese di Rovereto, Nr. 90, 13.07.1861.
2 N.Luhmann, Die Religion der Gesellschaft, Frankfurt am Main 2000, 7–52.
3 R. Schlögl, Historiker, Max Weber und Niklas Luhmann. Zum schwierigen (aber möglicherweise produktiven) Verhältnis von Geschichtswissenschaft und Systemtheorie, in: Soziale Systeme 7 (2001), 23–45.
4 N. Luhmann,Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt a. M. 1987,193–201, 207–225
5 Beispielsweise: J. E. Bjork: Neither German nor Pole. Catholicism and National Indifference in a Central European Borderland, Ann Arbor 2008, als Ausnahme aberetwaR.Lill/F.Traniello [Hg.], Der Kulturkampf in Italien und in den deutschsprachigen Ländern (Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient 5), Berlin 1993.
6 Grundlegend:V.Viaene, Religious History, Catholic History: Perspectives for Cross-Fertilization (1830–1914), in: European History Quarterly 38 (2008), 578–607..

Bestandsaufnahme der Quellen zur Geschichte Südtirols zwischen Terrorismus und Diplomatie (1956-1969)

Bestandsaufnahme der Quellen zur Geschichte Südtirols zwischen Terrorismus und Diplomatie (1956-1969)

– Andrea Di Michele, Karlo Ruzicic-Kessler

Das Projekt basierte auf dem Bewusstsein, dass die Forschung zu einem Thema, das für die lokale Gesellschaft immer noch sehr heikel ist, nämlich die Ereignisse um den Südtiroler Terrorismus und seine Bedeutung für die politische Lösung der Südtirol- Frage, noch immer grosse Lücken aufweist. Um neue Impulse für die Forschung zu bieten, wurden Quellen aus italienischen Archiven identifiziert und im Hinblick auf eine spätere Analyse beschrieben. Um neue Forschungsansätze zu diesem Thema zu ermöglichen, war es daher notwendig, die Wissenslücken über italienischen Archivbestände zu schließen, indem neue Quellen, die für eine Geschichte der Südtirol-Frage zwischen 1956 und 1969 relevant sind, möglichst systematisch durchforstet wurden. Die neu entdeckten und bekannten Bestände wurden kurz beschrieben und digitalisiert, womit eine Datenbank für die spätere Erforschung angelegt werden konnte. 

Bestandaufnahme der Quellen zur Erforschung einer transnationalen Parteigeschichte vor dem Hintergrund des Südtirol Konfliktes (1955–1992)

Bestandaufnahme der Quellen zur Erforschung einer transnationalen Parteigeschichte vor dem Hintergrund des Südtirol Konfliktes (1955–1992)

– Karlo Ruzicic-Kessler

Ziel des Projektes war die Aufarbeitung der Quellen zu transnationalen Verbindungen zwischen Italien und Österreich vor dem Hintergrund der Südtirol-Frage ab 1955 bis 1992. Die Analyse von Parteiverbindungen über den Brenner hinweg ist Zeit unzureichend erforscht und auf Einzelfälle beschränkt geblieben. Mit dem vorliegenden Projekt gelangten die Beziehungen zwischen politischen Parteien gleichartiger Ausrichtung in den Fokus. Konkret sollte die Bedeutung Südtirols in den Beziehungen zwischen Rom und Wien außerhalb des bilateralen diplomatischen Parketts analysiert und so neue Einblicke auf Strategien handelnder Akteure/ politischer Parteien für Südtirol, im Prozess der Lösung des Konfliktes, ermöglicht werden. Die Betrachtung der politischen Fraktionen christdemokratischer, sozialistischer/sozialdemokratischer und kommunistischer Ausrichtung ermöglichte es, auch hinter die Kulissen des politischen Prozesses zu blicken und festzustellen, wie verschiedenartig Vertreter politischer Strömungen die Situation in und um Südtirol beurteilten. Das Projekt wurde dank der Mitarbeit von zwei Forschern abgeschlossen und hat eine Datenbank an digitalisierten Quellen hervorgebracht.