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Freie Universität Bozen

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DoD 2022 in Schlanders: Fürsorge als Motor für Transformation

Zwei Tage voll visionärer Inputs, Bester Praktiken und gegenseitiger Motivation: Ende vergangener Woche fand in der BASIS in Schlanders die neunte Ausgabe der By Design or By Disaster Conference des Masterstudiengangs in Eco-Social Design statt. Im Mittelpunkt zahlreicher Workshops, Vorträge und gemeinsamer Aktivitäten die Frage, wie unser krisengebeuteltes System durch einen Ansatz radikaler Fürsorge (Care) transformiert werden kann. Am 7. Mai 2022 wird es dafür bei einer Projektvorstellung im Bozner Stadtviertel Don Bosco konkrete Anwendungsbeispiele aus dem Bereich Stadtviertelentwicklung geben.

Wie würde eine Gesellschaft aussehen, in der die Sorge füreinander statt der Gewinn maximiert wird? Diese Vision machten vergangene Woche 130 Teilnehmende der diesjährigen By Design or By Disaster Conference auf, die von Studierenden des Masterstudiengangs in Eco-Social Design der unibz und ihrem Leiter Prof. Kris Krois organisiert wird. Unter dem Schlagwort „Radical Care“ erforschten sie gemeinsam neue Wege, wie Gemeinschaft durch neue Netzwerke und Beziehungen gestärkt werden kann und wie eine stärkere gesellschaftliche Ausrichtung auf eine gegenseitige Unterstützung sowie die Aufwertung von Fürsorge und Sorgearbeit viele unserer aktuellen Probleme lösen und ein besseres Leben ermöglichen würde. 

Impulse für eine solche Transformation brachten – teils online, teils in Präsenz – sieben Keynotes aus ganz Europa und darüber hinaus ein: darunter die gebürtige Italienerin Chiara Francesca Galimberti, die in den USA lebt und als queere Künstlerin und Schriftstellerin mit Beeinträchtigung jahrzehntelange Erfahrung aus Bewegungen für soziale Gerechtigkeit mitbringt, oder Obada Hamza, Franziska Wirtensohn und Michael Wittmann von Habibi.Works. Die 2016 in Griechenland als interkultureller Workshop gegründete Initiative ermöglicht Menschen auf der Flucht gemeinsam mit Einheimischen und internationalen Freiwilligen in Bereichen wie Holz, Metall, Recycling & Repair, Digital Fabrication oder Musik zu arbeiten. 

Unter den noch zahlreicheren internationalen Workshop-Leiter*innen und Vortragenden fanden sich auch einige lokale Vertreter wie der Stadtplaner und Designer Philipp Rier, der sich der Frage widmete, wie der öffentliche Raum unserer auf Autos ausgerichtete Städte wieder zurückerobert werden kann. Wie vielfältig und interdisziplinär „Radical care“ sein muss, zeigte auch die Breite an Themen, die in den zwei Tagen der Konferenz behandelt wurden: von gemeinschaftsbasierten Unternehmen und Regionalentwicklung über Bildungsmaterial für transformative Bildung bis hin zu Design für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, wie ein Stuhl für Menschen im fortgeschrittenen Alter.

Wenn Fürsorge der vorherrschende Antrieb für unseres Handelns wäre, würden wir in einer besseren Gesellschaft leben”, ist Prof. Kris Krois überzeugt. „Wir hätten dann wohl kaum diese zwanghaft wachsende Menge an fragwürdigen Waren. Die Naturzerstörung bliebe uns ebenso erspart, wie die Ausbeutung und Ausgrenzung von Menschen – diese unfassbare Gleichzeitigkeit von Überproduktion und Armut. Stattdessen würden wir Debatten darüber führen, welche Dinge wirklich produziert werden sollen und was jede/r von uns wirklich tun will.” 

Wie mehr Fürsorge in ein Bozner Stadtviertel gebracht werden kann, hat das Projekt „Transforming the City by Care“ von neun Studierenden des Masterstudiengangs mit der Sozialgenossenschaft OfficineVispa im Bozner Stadtviertel Don Bosco aufgezeigt. Die Ergebnisse des Projekts, das von der Gemeinde Bozen unterstützt wurde, werden am 7. Mai 2022 ab 15 Uhr auf der Piazza Don Bosco vorgestellt. Im Anschluss findet eine gemeinsame Feier mit Knödeln, Wein und Musik statt.

(su)