Diplorama! Absolvent*innen von Design und Künste stellen ihre Abschlussarbeiten am Bozner Campus aus
„Lasst euch nicht entmutigen oder von Apathie überwältigen, sondern sucht mit Leidenschaft jenen Weg, der uns aus der Dunkelheit der bedrohlichen Notlagen für unseren Planeten herausführen kann. Denn das Bewusstsein für das, was für unseren Planeten inmitten von Kriegen, Umwelt- und Sozialkatastrophen auf dem Spiel steht, ist bei den jüngeren Generationen groß. Deshalb setzen sich unsere Studierenden mit Fragen auseinander, die für unser aller Schicksal wichtig sind. Sie sind überzeugt, dass Probleme nur gemeinsam gelöst werden können und wollen ihren Beitrag als Designer*innen und Künstler*innen leisten", unterstreicht Gianluca Camillini, Forscher und Kurator von Diplorama! 2023. Die Ausstellung der Abschlussarbeiten der Studierenden der Fakultät für Design und Künste trägt den ausdrucksstarken Namen „Diplorama!“. „Die alles umfassende Klammer der diesjährigen Arbeiten ist die universelle Drei-Buchstaben-Sequenz SOS, die ein Notsignal beschreibt: Dekliniert von den Studierenden nicht als Notruf, sondern als Ansporn für kreative Lösung mit ‚Sorting Out Solutions‘.“
„Wenn man sich die hier ausgestellten Projekte ansieht, erkennt man, dass Kunst und Design sich in die richtige Richtung bewegen, um imminente zeitgenössische Probleme wie Klimawandel, Kreislaufwirtschaft, alternative Materialien und lokale natürliche Ressourcen, aber auch Gender und soziale Inklusion anzugehen und möglicherweise einige der nächsten zu vermeiden", resümiert der Dekan der Fakultät, Prof. Nitzan Cohen.
Einen solchen Zugang erkannt man in dem Fotoprojekt mit anthropologischem Ansatz von Luca Weste. Er erzählt die Geschichte des Weltenbummlers „Maradona“, der sich seit einigen Jahren ehrenamtlich in Bozen um einen Platz unter der Autobahnüberführung in der Nähe des Virgl kümmert. Damit möchte er ein wenig Schönheit und häusliche Wärme in dieses Niemandsland bringen. Das studentische Projekt reicht weit über den künstlerischen Aspekt hinaus, hat er doch ein erfolgreiches Crowdfunding initiiert, das „Maradona“ helfen wird, sich ein unabhängiges Leben in Bozen aufzubauen.
Die Studentin Valentina Cemin hat in Zusammenarbeit mit Produzenten aus dem Fleimstal eine Fördermaßnahme für den lokalen, nachhaltigen und bewussten Einkauf entwickelt. Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist ein Objekt in Form einer Kiste, das aber, obwohl von einer Obst- und Gemüsekiste inspiriert, einen ganz anderen Verwendungszweck hat. In Form und Funktion unterstreicht Valentina Cemin mit ihrem Objekt die spezifischen Bedürfnisse der lokalen Landwirte durch drei Hauptelemente: die Kiste, eine Tasche aus Segeltuch und eine Hanfpolsterung, die von einigen Unternehmen der Talschaft aus natürlichen, recycelten Materialien hergestellt wurde.
Lucas Geiger wiederum schuf die Multi-Media-Installation „Ips", Ergebnis intensiver Recherche zum Wandel der Südtiroler Wälder. Lucas Geiger untersucht die Rolle des Menschen bei der Vermehrung des Borkenkäfers und schlägt einen Perspektivenwechsel vor, denn er sieht im Borkenkäfer mehr als nur einen Parasiten.
Alberto Cappellina schließlich befasste sich mit dem stets kontroversen Thema der Migration. Mit seinem Projekt wollte er eine Antwort auf die Bedürfnisse der Aufnahme und Integration von Migranten durch soziale Gestaltung und Interaktion im städtischen Raum geben, dem ersten wirklichen Ort des Austauschs zwischen der Gemeinschaft der Migranten und der Stadt. Das Projekt besteht aus einem Stadtmobiliar, das anpassungsfähig ist und sich damit ganz verschieden nutzen lässt: als Mehrzweckkiosk, welcher Migranten und sozialen Organisationen in Bozen Raum bietet, um einen Treffpunkt der Inklusion und Integration zu ermöglichen, aber auch als eine Struktur, in der wirtschaftlicher Wohlstand und kultureller Austausch passieren kann.
Ausgestellt werden die Arbeiten der Absolvent*innen der Fakultät am Freitag, den 17. und Samstag, den 18. März am Bozner Campus. Alle Interessierten können die Ausstellung Diplorama! besuchen und mit den Absolvent*innen über deren Arbeiten diskutieren.
Parallel dazu wird in den Gängen des C-Gebäudes die Plakatkampagne für Diplorama! zu sehen sein, die bereits am 9. März begonnen hatte. Diese zeigt eine Auswahl an Projekten der vergangenen Jahrgänge.
(vic)