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Freie Universität Bozen

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Promotion in linguistischer Analyse nunmehr möglich

Ein gemeinsames Ziel, drei Universitäten: jetzt im Oktober ist das neue Doktoratsstudium in Linguistik der Universitäten Verona, Marburg und Bozen gemeinsam angelaufen. Ein Gespräch mit der Koordinatorin in Bozen, Prof. Birgit Alber.

Wie darf man sich ein Doktorat dreier Universitäten mit verschiedenen Sprachangeboten vorstellen?
Prof. Birgit Alber: Unser Angebot an Lehrveranstaltungen innerhalb des PhD in Linguistik wird in der Tat dreisprachig sein, mit Doktorandenseminaren in Englisch, Italienisch und Deutsch, wobei dem Englischen als internationaler Wissenschaftssprache eine besondere Rolle zufällt. Die Doktoranden müssen bei ihrer Zulassung zum Doktoratsstudium neben Englisch auch entweder Deutsch oder Italienisch beherrschen.

Müssen die Studierenden an allen drei Universitäten Lehrveranstaltungen besuchen?
Die Doktoranden werden sowohl in Bozen und Brixen als auch in Verona Lehrveranstaltungen besuchen. Mit Marburg besteht ein Abkommen, das ab nächstem Jahr den Austausch eines Doktoranden pro Jahr vorsieht. Die beiden Austauschdoktoranden werden dann jeweils mehrere Monate an der Partneruniversität verbringen.
Führt das Doktoratsstudium zu einem ‚joint degree‘?
Ja, dieses 'dottorato interateneo' führt für alle Doktoranden zu einem joint degree der Universitäten Bozen und Verona mit dem Titel 'dottore di ricerca in Linguistica'. Zusätzlich dazu werden die Doktoranden, die für den Austausch mit Marburg ausgewählt werden, einen Doktortitel der Universität Marburg erhalten.

Welche Lehrveranstaltungen der linguistischen Analyse werden angeboten?
Wir werden jedes Jahr eine neue Reihe von Doktorandenseminaren anbieten, um möglichst viele Thematiken abzudecken, die für die Doktoranden von Interesse sein könnten. In diesem Jahr haben wir Lehrveranstaltungen zu den Themen Sprachkontakt, Sprachstandardisierung, Morphologie und germanische Philologie geplant. Die Lehrveranstaltungen werden in der Form einer 'winter school' im Oktober/November 2021 in Verona und einer 'summer school' im Juni 2022 in Brixen abgehalten.

Welche Schwerpunkte können generell gesetzt werden?
Grundsätzlich ist es möglich, in allen Bereichen der linguistischen Analyse zu promovieren. Allerdings lassen sich an den drei Universitäten klare Forschungsschwerpunkte in den Bereichen der Phonetik, Phonologie, Morphologie und Syntax, der Soziolinguistik, der Dialog-, Diskurs- und Konversationsanalyse, der typischen und atypischen Sprachentwicklung sowie der germanischen und romanischen Philologie erkennen.

Worin liegen die gemeinsamen Forschungsinteressen der drei Universitäten?
Zu den gemeinsamen Forschungsinteressen der drei Universitäten, die einen besonderen Schwerpunkt im Doktorat bilden, zählen die Sprachkontaktforschung, die germanische und romanische Dialektologie und die Erforschung von Minderheitensprachen und Mehrsprachigkeit. Wir sind besonders stolz darauf, mit dem 'Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas' der Universität Marburg eines der wichtigsten Forschungszentren im Bereich der deutschen Dialektologie als Partner gewonnen zu haben. Dieses Abkommen kam unter anderem auch deshalb zustande, weil der Koordinator unseres Doktorats, Prof. Stefan Rabanus, der an der Universität Verona Deutsche Linguistik lehrt, mehrere Jahre am Sprachatlas in Marburg tätig war und seither eine intensive Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sprachatlas pflegt. Ich selbst habe auch vier Jahre an der Universität Marburg unterrichtet.

Welche Zusammenarbeit mit regionalen Partnern gibt es?
Im akademischen Jahr 2021/22 gibt es eine erste Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum EURAC Research, das ein projektspezifisches Doktorandenstipendium zur Analyse von Schülertexten finanziert und die dafür ausgewählte Doktorandin betreuen wird. In Zukunft hoffen wir, auch mit anderen Forschungszentren, Kulturinstituten und Stiftungen der Region in Bezug auf projektspezifische Doktoratsstipendien zusammenzuarbeiten.

Welches erste Fazit ziehen Sie nach den ersten Treffen mit den Studierenden?
Am Auswahlverfahren für das Doktorat Linguistik haben im Juli 2021 mehr als 70 Bewerber teilgenommen, aus denen dann 6 ausgewählt wurden. Die Projekte, an denen diese Doktoranden für ihre Promotion arbeiten werden, reichen von phonetischen Analysen der Prosodie bis zur Untersuchung der Derivationsmorphologie im Zimbrischen und in den Tiroler Dialekten. Es handelt sich um eine Gruppe von hochmotivierten Nachwuchswissenschaftler*innen, von denen wir uns wichtige Beiträge zum wissenschaftlichen Diskurs im Bereich der Linguistik erhoffen.

(vic)