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Freie Universität Bozen

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Historische Waldbewirtschaftung im Mittelpunkt einer mehrtägigen Exkursion

Eine deutsche Exkursionsgruppe des EU-geförderten LIFE-Projekts „Siegerländer Kultur- und Naturlandschaften” besuchte mit unibz-Prof. Stefan Zerbe traditionelle Nutzungstypen in Südtirol.

Wie können historische Waldbewirtschaftungsformen langfristig erhalten und im Sinne des Naturschutzes gefördert werden? Diese Frage diskutierte im Mai eine deutsche Exkursionsgruppe gemeinsam mit Prof. Stefan Zerbe von der Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften bei einer mehrtägigen Veranstaltung in Südtirol.

Ziel des LIFE-Projekts ist es, traditionelle Agroforstsysteme zu erhalten und die Renaturierung von Ökosystemen voranzutreiben. Durch die Wiederbelebung historischer Bewirtschaftungsformen soll das ökologische Gleichgewicht in den betroffenen Regionen wiederhergestellt werden. Diese Landnutzungstypen, wie etwa Lärchenwiesen, Kastanienhaine und Waldweiden, sind nicht nur ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes, sondern auch essenziell für den Erhalt der Biodiversität und die Bereitstellung vielfältiger Ökosystemdienstleistungen. Mit dem von der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein in Deutschland koordinierten LIFE-Projekt „Siegerländer Kultur- und Naturlandschaften” sollen insbesondere natürliche Lebensräume revitalisiert werden, die durch moderne landwirtschaftliche Praktiken und industrielle Eingriffe verlorengegangen sind. Durch Maßnahmen wie die Wiederherstellung von Hutewäldern sowie Nieder- und Mittelwäldern, die früher weit verbreitet waren, wird ein Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten geschaffen, das für deren Überleben und Fortpflanzung notwendig ist.

Die Auftaktveranstaltung fand auf der historischen Trostburg statt, darauf folgten verschiedene Exkursionen. Die Gruppe wurde vom Südtiroler Burgeninstitut empfangen und betreut. Das Burgeninstitut engagiert sich maßgeblich für den Erhalt und die nachhaltige Entwicklung des Kulturerbes in Südtirol und unterstützte die Gruppe auch mit themenbezogenen Fachvorträgen.

Prof. Zerbe, Experte für Landschaftsökologie und Ökosystemrenaturierung an der Freien Universität Bozen leitete die Exkursionen in Südtirol. Er ist mit seiner Arbeitsgruppe "Interdisciplinary Landscape Ecology and Ecosystem Restoration" internationale Kooperationspartner des LIFE-Projekts. LIFE (L‘Instrument Financier pour l‘Environnement) ist ein Programm der Europäischen Kommission, mit dem die Weiterentwicklung und Umsetzung der Umwelt-, Naturschutz-, Energie- und Klimapolitik der Europäischen Union (EU) unterstützt wird.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden verschiedene historische Waldbewirtschaftungsformen wie die Lärchenwiesen am Tschögglberg, die Kastanienhaine bei Lana, die traditionellen Waldweiden des Naturschutzgebiets Castelfeder sowie die Niederwälder am Kalterer See besichtigt und deren Management und Erhalt erörtert. „Solche Waldbewirtschaftungsformen sind selten geworden, haben jedoch aus naturkundlicher Sicht eine besondere Bedeutung. Lichte und strukturreiche Wälder, die durch traditionelle Bewirtschaftungsformen entstanden sind, bieten Rückzugsgebiete für viele seltene Tier- und Pflanzenarten”, erklärt Prof. Zerbe. Zudem wurde diskutiert, wie historische Waldbewirtschaftungsformen langfristig erhalten und im Sinne des Naturschutzes gefördert werden können. Weitere Themen waren der Waldumbau von Kiefernforsten, das Naturschutzmanagement im Wald und die Rolle von Weidetieren. Die Exkursionen wurden vom Amt für Landschaftsplanung und der Südtiroler Forstbehörde fachlich unterstützt.

Das LIFE-Projekt „Siegerländer Natur- und Kulturlandschaften“ konnte mit dieser Exkursion und der Expertise der unibz wertvolle Erkenntnisse zur Erhaltung und Förderung traditioneller Landnutzungstypen gewinnen, die einen bedeutenden Beitrag zum Naturschutz und zur Biodiversität leisten.

(ros)