Vom Wurm bis zum Laborfleisch: Infoabend zu Fleischersatzprodukten
Welche Herausforderungen bringt kultivertes Flesich mit sich und welche Ernährungsalternativen gibt es zu tierischem Eiweiß? Viele dieser Fragen werden am 12. Juni ab 18 Uhr im Raum D1.02 am Campus Bozen in einer weiteren Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Mensch -Tier – ein ambivalentes Verhältnis“ beleuchtet und diskutiert.
Seit 2018 werden aktuelle und brennende Fragen rund um das Thema Tierwohl mit lokalen wie internationalen Expert:innen in einer gemeinsamen Vorlesungsreihe der Freien Universität Bozen und der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen aufgegriffen. Für eine weitere Ausgabe zu einem besonders kontrovers diskutierten Thema haben die beiden Initiatoren Prof. Matthias Gauly und Martin M. Lintner ihre Kooperation um die Südtiroler Verbraucherzentrale erweitert: in zwei Vorträgen und einer Podiumsdiskussion wird ein perspektivenreicher Einblick in den aktuellen Stand gegeben und Zukunftsszenarien von Fleischersatzprodukten werden aufgezeigt.
Dafür konnte ein Wissenschaftler gewonnen werden, der direkt an der Forschung im Bereich Laborfleisch beteiligt ist: Luciano Conti, außerordentlicher Professor für Angewandte Biologie an der Abteilung CIBIO der Universität Trient. Seit einem Doktorat in Zellulärer Biotechnologie hat er mit seiner Forschung zu wichtigen Erkenntnissen bei der Produktion von Hirnstammzellen und Neuronen aus pluripotenten Stammzellen sowie aus Hirngewebe beigetragen. Seit 2020 arbeitet er mit seinem Kollegen Prof. Stefano Biressi von der Universität Trient an der Entwicklung von Zellen, die für die Zellkultur optimiert sind. Einige dieser Projekte werden von Brunocell finanziert, dem ersten in Italien gegründeten Start-up-Unternehmen im Bereich Kulturfleisch.
In einem italienischsprachigen Vortrag mit dem Titel „Fleischersatzprodukte: vom Wurm bis zum Laborfleisch“ wird Prof. Luciano Conti den Prozess der kultivierten Fleischproduktion beleuchten, bei dem jeder Schritt von der anfänglichen Auswahl und Isolierung tierischer Zellen bis hin zur Kultivierung und Differenzierung in Muskelgewebe sorgfältig aufeinander abgestimmt sein muss. Obwohl noch verschiedene technische Hürden bis zu einer breiten Markteinführung zu nehmen sind, glaubt der Zellbiologe fest an das Potenzial dieser nachhaltigen Alternative zu konventionell erzeugtem Fleisch: „Kultiviertes Fleisch ist auf dem besten Weg, die globale Lebensmittelindustrie zu revolutionieren und zu einer nachhaltigeren und mitfühlenderen Zukunft beizutragen“, so Conti.
Weitere Einblicke in die Thematik gibt die Ernährungsexpertin Silke Raffeiner von der Verbraucherzentrale Südtirol in einem Vortrag mit dem Titel: „Zwischen Lifestyle und Ekel: Welche Rolle spielen vegane Ersatzprodukte und Insekten“? Reflektiert werden die Inputs des Abends dann in einer Podiumsdiskussion mit Silke Raffeiner, Brigitte Foppa (Die Grünen, MdL Südtirol), Raffael Peer (Obmann der Bauernjugend des SBB) sowie dem Publikum.
(su)