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Freie Universität Bozen

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Zum Tag der Frau: Universitätsabschluss kein Garant für Gleichstellung

„Break the bias“ – stoppt die Voreingenommenheit“ lautet das Motto der Vereinten Nationen zum diesjährigen Internationalen Tag der Frau am 8. März. Ein Blick auf den aktuellen Bericht des universitären Konsortiums Almalaurea.

Wie ein aktueller Bericht des universitären Konsortiums Almalaurea zeigt, gibt es in Sachen Geschlechterstereotype und Vorurteile auch für Akademikerinnen noch Handlungsbedarf. Denn obwohl junge Frauen heute an Universitäten die Mehrheit stellen und bessere Studienleistungen vorweisen, überholen sie ihre männlichen Kollegen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin: dies geht aus den Daten des Konsortiums hervor.

Jahr für Jahr gibt die Umfrage des interuniversitären Konsortiums Almalaurea Auskunft darüber, wie es Absolvent*innen italienischer Universitäten auf dem Arbeitsmarkt ergeht. Kurz vor dem diesjährigen Tag der Frau hat das Konsortium diese Daten erstmals zu einem Genderreport aufgearbeitet. "Laureate e laureati: scelte, esperienze e realizzazioni professionali", so der Titel des Ende Januar präsentierten Berichts, der einige Erklärungen enthält, warum die besseren Leistungen von Frauen während der Ausbildung die Geschlechterkluft bei Karriere und Gehältern immer noch nicht schließen kann.
Basis des Analyse war die Befragung von 291.000 Absolvent*innen des Jahres 2020 sowie 655.000 der Jahre 2019, 2017 und 2015 je ein, drei und fünf Jahre nach Abschluss ihres Studiums zu ihrem Profil und Beschäftigungsstatus. Italienweit zeigen die Daten, dass knapp 60% der Absolvent*innen weiblich sind. Obwohl sich diese Absolventinnen sowohl vor als auch während ihres Studiums im Durchschnitt durch bessere Leistungen als ihre Studienkollegen auszeichnen, können Absolventen auf dem Arbeitsmarkt stärker punkten und besetzen bessere Positionen, heißt es im Almalaurea-Bericht. Die Daten des Genderreports zeigen auch unterschiedliche Ansprüche an Karriere und Arbeitsplatz auf: Demnach würden Frauen stärker nach beruflicher Stabilität, sozialem Nutzen und Unabhängigkeit streben, Männer dagegen ihre Prioritäten stärker auf das Einkommen und den beruflichen Aufstieg legen. Die dadurch entstehende Kluft würde sich infolge einer Familiengründung noch vertiefen.

70% der Absolvent*innen an unibz sind weiblich
Eine genaue Analyse der Umfrageergebnisse unter Absolvent*innen von Bachelor- und Masterstudiengängen der Freien Universität Bozen zeigt auf, dass hier der Frauenanteil mit insgesamt 70% noch ein Stück über dem italienischen Durchschnitt liegt. Betrachtet man die Geschlechterverhältnisse der einzelnen Fakultäten ergibt sich aber ein weit differenziertes Bild: An der Fakultät für Bildungswissenschaften machen Frauen fast 93% der gesamten Studienabschlüsse, während der Frauenanteil bei den Abschlüssen an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik gerade einmal bei 29,4% liegt. Obwohl das Interesse von jungen Frauen an MINT-Fächern stetig zunimmt, gibt es dort immer noch einen klaren männlichen Überhang.

Leistungsmäßig sind Frauen Männern auch an der unibz überlegen: 77,4% der Studentinnen schließen ihr laufendes Studium ab, unter Studenten sind es nur 68%; die durchschnittliche Abschlussnote liegt bei jeweils 102,1 und 100,9/110). Frauen haben mehr Praktikumserfahrungen (81,1% gegenüber 69,9%), studieren häufiger im Ausland (34,6%, gegenüber 30,8% unter Männern). Kurzum: Studentinnen bemühen sich auf allen Ebenen, ihre Kompetenzen zu vertiefen, einen guten Lebenslauf vorweisen zu können und berufliche Kontakte zu pflegen.

Interessant ist auch was die Befragung hinsichtlich der Prioritäten und Erwartungen bei der Arbeitssuche zutage bringt: Demnach setzen Frauen dabei vor allem auf Arbeitslatzstabilität und -sicherheit (64,6%, gegenüber 49,1% bei Männern), gefolgt von guten Verdienstmöglichkeiten (51,3% gegenüber 67,4% bei Männern) und der Möglichkeit, die erworbenen Kompetenzen bestmöglich einsetzen zu können (47,6% gegenüber 42,4%). Auch der soziale Nutzen einer Arbeit ist Frauen wichtiger; konkret 42% der Absolventinnen und 33% der Absolventen desselben Jahrgangs. Frauen zeigen ein weit höheres Interesse an einer Arbeitsstelle im öffentlichen Dienst (46,2% gegenüber 26,3% bei Männern). Auch die Bereitschaft, eine Arbeitsstelle im Ausland anzutreten, ist bei den Absolventinnen geringer als bei Absolventen.

42% der Master-Absolventinnen arbeiten im öffentlichen Dienst
Die Analyse der Beschäftigungssituation im Jahr 2020 zeigt, dass der Anteil an Bachelor-Absolventinnen der unibz des Jahres 2019, die ein Jahr nach ihrem Abschluss auf Arbeitssuche sind, mit 11,3% leicht unter jenem der Absolventen (13,2%) liegt; die weibliche Erwerbsquote also etwas höher ist. Bei Master-Studiengängen liegt die Arbeitslosenquote bei Absolventinnen ein Jahr nach Studienabschluss überhaupt bei 0, während sie für Absolventen 2,5% beträgt. Ermutigende Zahlen, die jedoch über einen längeren Zeitraum betrachtet werden müssten, um wirklich repräsentativ zu sein.
21,6% der Absolventinnen eines Bachelorstudiengangs arbeiten im öffentlichen Dienst (gegenüber 6,4% der Absolventen). Bei den Absolventinnen von Masterstudiengängen des Jahres 2020 sind es gar 42,1% (im Vergleich zu 11,1% bei Männern). Die Daten zum Arbeitsort zeigen, dass 8,8% der Absolventinnen und 10,6% der Absolventen im Ausland arbeiten. Umgekehrt ist das Verhältnis bei den Absolvent*innen von Masterstudiengängen: hier arbeiten 26,3% der Frauen und 11,1% der Männer im Ausland.

Einen Gendergap gibt es auch bei der Entlohnung: der Durchschnittslohn von Absolventinnen eines Bachelorstudiengangs liegt bei 1.241 Euro; der von Absolventen bei 1.510 Euro. Umgekehrt verhält es sich auch hier bei den Absolvent*innen von Masterstudiengängen – mit einem Durchschnittslohn von 1.757 Euro für Frauen und 1.650 Euro für Männer.

„Die Zeichen stehen nunmehr auf Veränderung, die sich auch in Studien wie jenen von AlmaLaurea abzeichnen. Sie helfen, die Realität jenseits des Scheins zu erfassen, es handelt sich um Daten und Daten sind Fakten“,

unterstreicht Alessandra Papa, Präsidentin des Beirats für Chancengleichheit an der Freien Universität Bozen.

„Unsere Hoffnung liegt auf den Studentinnen der unibz, dass sie sich dessen bewusstwerden und Veränderungen herbeiführen, um die aufgezeigte Kluft zu überwinden. Der Bericht von AlmaLaurea zeigt es sehr klar: Die Absolventinnen blicken auf bessere Noten, sie machen früher ihren Abschluss aber sie verdienen am Ende weniger. Nichts ist selbstverständlich, und wir müssen darauf bestehen, dass sich dieses „Ende“ verändert.“

Quellen:
Profilo dei laureati Almalaurea 2020- unibz (tutti i corsi di laurea)
Condizione occupazionale Almalaurea 2020- unibz laurea di primo livello
Condizione occupazionale Almalaurea 2020- unibz laurea magistrale biennale
Rapporto tematico Almalaurea 2022

(su)