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„Loyalität und Diskretion von zentraler Bedeutung“

Methodenkenntnis und Analysefähigkeiten ebneten dem Wirtschaftsabsolventen Andreas Hauptenbuchner seinen Weg als Referent in die Arbeitswelt des politischen Berlins. Ein Blick hinter die Kulissen.

Der Blick auf die Umweltagenda am Vormittag, die Vorbereitung von Expertenanhörungen zu Verkehrspolitik am Nachmittag: Wer als Referent im Bundestag Abgeordnete bei ihrer Tätigkeit unterstützen, ihnen zuarbeiten und sie fachlich beraten will, der muss selbst an einer Vielzahl von Sitzungen teilnehmen, in politisch tagesaktuellen Themen sattelfest sein und fundiert Bescheid wissen, wenn Fraktionsmitglieder Gesetze ausgestalten.

„Als Referent einer Regierungsfraktion war es mir möglich, die Beratung von Gesetzen und damit auch ihre finale Formulierung durch meine Arbeit maßgeblich mitzugestalten“,

erzählt Andreas Hauptenbuchner.

Nach seinem Bachelor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften in Bozen hatte der aus Niederbayern stammende Absolvent das klare Ziel vor Augen, sich durch einen Master in Public Economics zu spezialisieren. Nach einem ersten Masterjahr in Marseille und einem dreimonatigen Praktikum bei der Kommission in Brüssel wechselte er jedoch zum M.Sc. Public Economics an die Freie Universität Berlin. „Über eine Stelle zunächst als studentische Hilfskraft eines Abgeordneten bin ich im Bundestag gelandet, und nach dem Studium dort erst einmal „hängen geblieben“, schmunzelt er.

Beruflich entwickelte sich der bereits während seiner Studienzeit engagierte Studentensprecher stetig weiter: Nach einer kurzen Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter für einen Abgeordneten konnte er innerhalb seines Themengebiets (Sozialpolitik) zu einer Fraktion auf die Stelle eines Referenten mit Schwerpunkt Alterssicherung wechseln. Und wie darf man sich eine solche Referententätigkeit vorstellen?

„Zu den Aufgaben gehört es, das eigene Thema zu „betreuen“, also mich über die neuesten Entwicklungen (Presse, Forschungsbeobachtungen, Beobachtung der Tätigkeit der politischen Mitbewerber) auf dem Laufenden zu halten und somit jederzeit sprachfähig sein,“

erläutert Andreas Hauptenbuchner.

Viele der Referenten im Bundestag brächten eine juridische Ausbildung mit, weswegen ihm der juristische Teil im Wirtschaftsstudium sicher zugutekomme. „Trotzdem bin ich sehr froh, Wirtschaftswissenschaften studiert und damit meine Methodenkenntnis, gerade aber auch meine Analysefähigkeiten entwickelt zu haben.“ Gerade diese fachlichen Qualifikationen waren auch sehr wichtig, als er nach mehreren Jahren als Fraktionsreferent in die Grundsatzabteilung eines Bundesministeriums wechselte. Dort war er mittendrin, als die Pandemie in Deutschland so richtig los ging und musste schon mal Veranstaltungen quasi über Nacht aus dem Boden stampfen oder gemeinsam mit vielen anderen an Konjunktur- und Hilfsprogrammen arbeiten.

Er selbst ist mit Begeisterung bei der Sache und hat bereits selbst das politische Parkett betreten: Seit nunmehr fünf Jahren ist er auf kommunalpolitischer Ebene aktiv, und zwar in der Großstadt Berlin in der Bezirksverordnetenversammlung „Berlin-Mitte“.

„In meinem Bezirk Mitte leben fast 400.000 Menschen, und für sie mache ich Politik mit Schwerpunkt Soziales und kommunale Finanzen.“

Wie aufwändig sich dies gestaltet, zeigt ein Blick auf seinen Terminkalender: er wohnt fast allabendlich Sitzungen bei. Hinzu kommt sein erst kürzlich erfolgter Wechsel zurück in die Fraktion als Referent für Fragen zu Folgen der Covid-19-Pandemie. Zwar lässt sich der 39-Jährige nicht gerne in die Karten schauen – Loyalität und Diskretion seien von zentraler Bedeutung – , so verrät er doch im Vergleich von Fraktion und Ministerium, dass die zentralen Unterschiede dabei in der Hierarchie, Größe und Frage der Neutralität liegen. „Die Hierarchien in der Fraktion sind wesentlich flacher, die Verantwortung und der Gestaltungsspielraum tendenziell auch größer. Letztlich will ich aber nicht sagen, dass das eine besser wäre als das andere, beides hat seine Reize, aber es ist tatsächlich in einigen Bereichen anders.“

Anders als sein früheres Studentenleben in Bozen ist es allemal, und auch heute ist Andreas Hauptenbuchner noch mit einigen ehemaligen Studienkollegen in Kontakt. In Bozen war er seit längerem nicht mehr, „auch wenn es nach der Pandemie wirklich mal wieder Zeit wäre!“ schließt er das Gespräch.

Foto: privat 

(vic)